Nordfassade mit gotischem Portal der Iglesia Santo Sepulcro in Estella
Navarra,  Spanische Erinnerungen

Estella – Teil III – Die Leibgarde der Iglesia Santo Sepulcro


Nachdem die abgesperrte Iglesia San Pedro de la Rúa meinem bisherigen Rundgang durch Estella einen Dämpfer versetzte, suche ich das nur einen Katzensprung entfernte Tourismusbüro in der Stadt am Jakobsweg auf. Mit María Antonia Bariain, die heute den Touristen Rede und Antwort steht, lande ich einen wahren Glückstreffer.

Ein virtueller Rundgang durch die Iglesia San Pedro de la Rúa

Mit Bedauern erklärt sie mir, dass eine Besichtigung von San Pedro wegen umfassender Renovierungsmaßnahmen bis auf Weiteres nicht möglich ist. Allerdings outet sie sich als Koryphäe auf dem Gebiet der romanischen Kunst. Besser hätte ich es kaum treffen können. Enthusiastisch teilen wir unsere gemeinsame Faszination für die mittelalterlichen Steinmetzarbeiten in einem spanisch-englisch-französischen Kauderwelsch.

Bereitwillig verschafft mir María einen Überblick über die essenziellen Fakten der Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Dabei legt sie mir, sollte ich in unbestimmter Zukunft noch einmal den Weg nach Estella finden, besonders die romanische Figur des Gekreuzigten Christus im linken Seitenschiff ans Herz.

Um sie rankt sich nämlich eine mysteriöse Anekdote. Im Rahmen der stetig brodelnden Streitigkeiten zwischen Christen und Juden, die das 13. und 14. Jahrhundert prägten, wurde besagter Christus von einem aufgebrachten Juden in den Fluss geworfen. Wie durch ein Wunder schwamm das Kruzifix allerdings flussaufwärts. In Höhe der Kirche Santo Sepulcro wurde es unversehrt aus dem Wasser gezogen und fand dort, bis zur Schließung der Kirche 1881, eine neue Heimat. Danach kehrte die Figur nach San Pedro de la Rúa zurück.

Ebenfalls zum Pflichtprogramm gehört die Kapelle des Heiligen Andreas. Bis 1979 konnte hier die mit Gold überzogene und edelsteinverzierte, Original-Schulterreliquie des Apostels bewundert werden. Doch seit ihrem Diebstahl durch einen professionellen Kunsträuber, der in ganz Spanien sein Unwesen trieb (darunter auch in der Iglesia Santa María de Eunate), muss die Kirchengemeinde nun mit einer versilberten Kopie Vorlieb nehmen.

Dilettantische Restauratoren

María ist in ihrem Element. Die Informationen sprudeln nur so aus ihr heraus. Sie genießt es, ihr geballtes Wissen an die Frau zu bringen. Ohne eine Pause einzulegen, setzt sie unseren virtuellen Rundgang unter den verbliebenen Arkaden des romantischen Kreuzganges fort. Selbstverständlich ist der Steinsarkophag des Bischofs von Patras ein zentraler Anlaufpunkt.

Aber es gibt noch ein zweites, wesentlich kleineres Grab im Schatten des Kreuzgangs. Es gehört Teobaldico, dem kleinen Teobaldo. So hieß der Erstgeborene von Enrique I. El Gordo. Der „Fette“, der nach dem überraschenden Tod seines Bruders Teobaldo II. die Nachfolge als König von Navarra antrat, kämpfte schon bei seiner Krönung mit starken gesundheitlichen Problemen (einige Quellen behaupten, er starb an Fettsucht). Deshalb ruhten alle Hoffnungen auf den Thronfolger. Allerdings lösten sich die Hoffnungen bereits kurze Zeit nach seiner Geburt in Luft auf. Durch eine Ungeschicklichkeit seiner Amme, die ihn versehentlich von einer Zinne der Burg Zalatambor fallen ließ, kam Teobaldico 1273 im zarten Alter von neun Monaten zu Tode.

Ich bin noch am Verdauen dieser tragischen Geschichte, als María schon eine weitere Anekdote aus ihrem unendlichen Wissensfundus zum Besten gibt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Kapitelle des Kreuzganges. Als 1572 die in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Festung Zalatambor gesprengt wurde, richteten die herabprasselnden Gesteinsmassen erheblichen Schaden an der Kirche im San Pedro Viertel an. Glücklicherweise konnten die Kapitelle größtenteils unversehrt aus den Schuttbergen gerettet werden. Allerdings, so verrät mir María, waren die Restauratoren bibelunkundige Dilettanten. Sie setzten die Kapitelle wahllos und ohne schlüssiges Konzept den stehengebliebenen Säulen wieder auf.

Inzwischen hat sich das Tourismusbüro gefüllt. Überschwänglich bedanke ich mich bei María für die informative, virtuelle Führung hinter die verschlossenen Pforten von San Pedro. Mein Entschluss wiederzukommen, steht bereits jetzt fest.

Kirche San Pedro de la Rua in Estella-Lizarra

Eine Zwischenbilanz

Es wird Zeit für den allerletzten Anstieg des heutigen Tages. Dabei drängt mir der Weg durch die enge Häuserschlucht, die von der Plaza de San Martín durch das ehemalige Gerberviertel bis zum Altstadtrand führt, geradezu ein Resümee zu Estella – la Bella auf.

Estella-Lizarra, wie die Stadt heute offiziell heißt, hat über die letzten Jahrzehnte an einigen Stellen ein neues, ein modernes, wenn auch nicht unbedingt ästhetisches, Gesicht bekommen. Dennoch weht durch viele Gassen weiterhin ein Hauch von Mittelalter. Die Anzahl an Feudal- und Sakralbauten hat kaum abgenommen, die Reliquien und Schutzpatrone werden nach wie vor glühend verehrt und donnerstags ist weiterhin Markttag. So gesehen, hat sich im Großen und Ganzen nicht viel verändert, wenngleich Vieles anders geworden ist. Aber das ist der Lauf der Zeit.

Inzwischen habe ich den finalen Anlaufpunkt meiner Estella-Visite, die Iglesia del Santo Sepulcro, erreicht. Obwohl der Jakobsweg direkt an ihr vorbei führt, nehmen sie die wenigsten Pilger tatsächlich wahr. Irgendwie gleicht sie einem achtlos aus dem Weg gekickten Kiesel, von dem Niemand mehr Notiz nimmt. Nicht einmal aus Mitleid. Und so dämmert die Kirche trostlos und bedauernswert vor sich hin, fest im Griff der umweltschädlichen Zwangsjacke aus Feinstaub, Abgasen und saurem Regen.

Ihr Anblick stimmt wirklich melancholisch. Doch wer in der Patchwork-Kirche mehr als nur eine weitere Ruine entlang des Camino sieht, der wird reichlich belohnt.

Iglesia Santo Sepulcro in Estella, Navarra

Die Unvollendete – Iglesia del Santo Sepulcro

unvollendetes Seitenschiff der Iglesia Santo Sepulcro in Estella

Die Wurzeln der Iglesia del Santo Sepulcro liegen im 12. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen das Haupt- und das linke Seitenschiff, beide im primitiv-romanischen Stil gehalten. Erst viele Jahrzehnte später, man war auf der kunsthistorischen Zeitschiene bereits in der Gotik angekommen, beschloss man die Fertigstellung des anderen Seitenschiffes, wodurch sich Santo Sepulcro in Größe und Ansehen nicht mehr hinter den drei anderen Vorzeige-Gotteshäusern, San Miguel, San Juan und San Pedro verstecken musste. Allerdings machten die Zeiten der politischen Unruhe, der Pest und das nachlassende Interesse an der Pilgerbewegung der prosperierenden Gemeinde einen Strich durch die Rechnung. Die finanziellen Mittel trockneten buchstäblich aus. Mit Vollendung der Nordfassade wurden alle weiteren Bautätigkeiten eingestellt. Santo Sepulcro blieb für immer unvollendet.

Nichtsdestotrotz unterhielt die abseits gelegene Kirche bis in das Jahr 1881 durchgehend einen regen Gottesdienstbetrieb. Erst als die Zahl der Gemeindeglieder immer weiter schrumpfte und nicht einmal mehr die vordersten Kirchenbankreihen füllte, bedeutete es das endgültige Aus für die Heiliggrab-Kirche. Das komplette Kircheninventar inclusive Kirchgänger wurde nach San Pedro überführt. Die Pfarrei ist seither verwaist, der Verfall kann ungehemmt und progressiv voranschreiten. Es ist schade um dieses verkannte Juwel, denn die Nordfassade von Santo Sepulcro ist ein kurzweiliges Rätselbuch wunderschöner Steinmetzarbeiten. Nur leider ohne Lösungsbuch.

Ein munteres Abendmahl

Den Anfang machen die beiden obskuren Gestalten auf dem Kragstein zu beiden Seiten des Türsturzes. Mit aller Kraft halten sie das über ihnen lastende Tympanon in Position. Bis heute ist unklar, ob sie als Propheten das Alte und Neue Testament verkörpern oder ob es sich um zwei Juden handelt, die die tragende finanzielle Stütze der Estelleser Gesellschaft im 12. Jahrhundert repräsentiert. Auf jeden Fall heißt es Daumen drücken, dass sie keinen Schwächeanfall erleiden, denn das könnte das komplette Giebelfeld zum Einsturz bringen.

Über ihnen ist das Letzte Abendmahl in vollem Gange. Am überreich gedeckten Tisch herrscht ein munteres Treiben. Die illustre Gesellschaft scheint guter Stimmung, nur wenige Jünger Jesu haben den Ernst der Lage erfasst. Während sich die meisten gut gesättigt und mit einem zufriedenen Lächeln dem Publikum zuwenden, faltet ein Einziger die Hände zum Gebet, während ein anderer Jesus die Wasserschale zur rituellen Fußwaschung reicht. Nur Johannes ist als Einziger untröstlich, weshalb Jesus beschützend seinen Arm um ihn legt. Doch wer ist der Apostel zu seiner Linken? Ist es Judas, der ihn verraten wird? Der stechende Blick aus den Augenwinkeln Jesu spricht Bände.

Letztes Abendmahl am Portal der Kirche Santo Sepulcro in Estella

Als ich die unter dem Tischtuch hervorblinzelnden Füße der Apostel wahrnehme, geht mal wieder die Fantasie mit mir durch. Die Verlockung dieses Bildes ist einfach zu groß, als dass ich widerstehen könnte. Die Szene gerät in Bewegung. Dem Rhythmus einer lautlosen Melodie lauschend, schwingen die Apostel unisono mit ihren Oberkörpern von links nach rechts, schnippen mit den Fingern oder klatschen in die Hände. Ja selbst die nackten Füße, die nur in einer Einheitsgröße ausgeteilt wurden, wippen im Takt unter der Decke. Und dann ist es passiert. Die Combo hat nicht aufgepasst und, durch die Schräglage des Tisches, ist das gesamte Mahl auf dem Boden gelandet.

Das Rätsel um den siebenzackigen Stern

Um bei der chronologischen Abfolge der Geschehnisse zu bleiben, springe ich ins obere Drittel des Tympanons mit dem Kreuzigungsthema. Besonders interessant ist die Darstellung der zwei Wache haltenden, römischen Soldaten.

Der eine, namens Longinus, sticht Jesus eine Lanze in die Seite. Aus Scham bedeckt er mit einer Hand seine Augen. Er mag gar nicht hinsehen, was er angerichtet hat. Sollte man meinen. Doch die Überlieferung berichtet, dass Longinus blind und Jesu schon tot war, als der Legionäre die Speerspitze in den Brustkorb trieb. Trotzdem floss Blut aus der Wunde, tropfte Longinus in die Augen und heilte ihn. Stephaton, der andere Römer, reicht Jesus eigentlich einen in Essig eingeweichten Schwamm. Offensichtlich nahm jemand an dieser Geste Anstoß und amputierte kurzerhand den Arm des Soldaten. Dabei war Essigwasser kein Foltermittel, sondern das Stärkungselixier der römischen Legionäre.

Kreuzigung am Portal der Kirche Santo Sepulcro in Estella

An den beiden siebenzackigen Sternen neben dem Gekreuzigten beiße ich mir die Zähne aus. Sollen sie Hoffnung machen, dass der Tod, also die Dunkelheit überwunden werden kann? Haben sie überhaupt eine Bedeutung? Dessen bin ich mir sicher, denn die Steinmetze verfügten über ein unerschöpfliches Repertoire an mehrdeutigen Symbolen und jede Figur, jedes Zeichen, jede Geste wurde mit Bedacht gewählt.

Also sage ich mir, strenge Dich an! Vielleicht findest Du noch eine andere Bedeutung. Und siehe da, die Welt der sieben Sterne hat noch einiges zu bieten. Der Stern von Bethlehem leuchtete den Heiligen Drei Königen, aber hatte er sieben Zacken? Ein Sternenregen ging über dem Grab des Heiligen Jakobus hernieder. Dann wäre da die Zahl 7 im Sinne der göttlichen Perfektion, nämlich der Summe aus den vier Elementen und der heiligen Dreifaltigkeit. Nicht zu vergessen die sieben Wandelsterne, sprich Sonne, Mond und die fünf ständig ihre Position ändernden Planeten. Und nun? Ich bin genauso schlau wie zuvor.

Drei müde Krieger

Also schaue ich lieber mal nach, was sich im mittleren Drittel des Tympanons tut.

Detail des Portals der Iglesia Santo Sepulcro in Estella

Ein Engel verkündet den drei emotionslosen Marien die Osterbotschaft, während zu Fuß des Grabes drei gar niedliche Soldaten beim Wachehalten, eingenickt sind. Mit einer herzerfrischenden Natürlichkeit stehlen sie den Hauptdarstellern die Schau. Zudem muss die Nebenrolle gut bezahlt sein. Sowohl Rüstungen als auch Schilder und Waffen sind sorgfältig ausgearbeitet und ihrer Zeit voraus. Der Visierhelm des rechten Waffenträgers kam erst im 14. Jahrhundert auf. Im Jahre 30/31 nach Christus war dieser ebenso wenig à la mode wie die Kettenhemden der beiden anderen Siebenschläfer. Aber angesichts der Belustigung, welche mir die Figuren als Zaungast bereiten, ein verzeihbarer anachronistischer Fauxpas.

Szene mit dem leeren Grab Jesu am Portal der Kirche Santo Sepulcro in Estella

Daneben findet ein Spektakel der besonderen Art statt. Die Inszenierung vom Abstieg Jesu in die Vorhölle. Ganz die Ruhe selbst steht er Leviathan, dem Ungeheuer aus dem Buch Hiob, Auge in Auge gegenüber. Das riesige Walfischmaul mit den täuschend echt wirkenden, molaren Zahnreihen symbolisiert den Eingang zum Inferno, aus dem das Höllenfeuer züngelt. Einige Seelen sind dem Teufel bereits in die Falle gegangen, darunter auch Adam und Eva.

Jesus und die Vorhoelle am Portal der Kirche Santo Sepulcro in Estella

Die Modellmappe der Apostel

Ich verlasse das Drama in fünf Aufzügen und wende mich der Garde der Apostel zu, die in den Mauernischen oberhalb des Portals Stellung bezogen hat. Es ist ein Leichtes Jakobus als Pilger, Paulus mit Stirnglatze, Petrus mit den Schlüsseln zur Himmelspforte, Johannes den Täufer mit dem Lamm auf dem Arm, sowie Andreas mit dem für ihn typischen Kreuz zu lokalisieren.

Mitten unter den Aposteln erinnert Jesus an das Wunder der Brotvermehrung, wo 5 Brote 5000 Menschen satt machten. Die zwei Fische, die ebenfalls Teil des Wunders waren, wurden vorzeitig entsorgt. Bestimmt war ihr Geruch mit der Zeit unerträglich geworden.

Hochinteressant ist die Figur des Apostels Bartholomäus rechts neben dem Heiligen Andreas. Auf seinem linken Arm vermute ich das Szenenbild zur Teufelsaustreibung an der armenischen Königstochter, die ihm schlussendlich sein Martyrium einbrachte. Seine abgezogene Haut trägt er wie selbstverständlich über seinem Arm spazieren. Unter seinen Sandalen tummeln sich rattenartige Tiergestalten, während zwei animalisch-teuflische Kreaturen, die im Huckepack unterwegs sind, den Betrachter verspotten. Ein interessantes Arrangement, das den Heiligen selbst am meisten überrascht. Erschrocken, mit weit aufgerissenen Augen, ist er in eine Schockstarre verfallen. Als ob er dem Teufel persönlich begegnet wäre.

Die übrigen Apostel kann ich leider nicht identifizieren. Zu beschädigt oder zweideutig sind ihre verbliebenen Attribute. Trotzdem bin ich von den zwölf Figuren hin und weg. Jedem Apostel gab der Steinmetz ein eigenes Gesicht mit detailliert ausgearbeiteten Zügen und ausdrucksstarker Mimik. Er kleidete sie individuell ein, schickte sie zu unterschiedlichen Barbieren und berücksichtigte ihre verschiedenartigen Physiognomien. Hier zog ein unbekannter Künstler alle Register seines Könnens und zauberte ein grandioses Werk an die Fassade. Schade, dass es so wenig Beachtung findet.

Ein unglücklicher Johannes der Täufer

Zwei Miniaturfiguren an der Nordfassade der Iglesia del Santo Sepulcro, Estella

Die nächste Denksportaufgabe ist ausschließlich für Kenner alter, toter Sprachen. Ich muss leider passen. Neben dem linken Apostel-Sextett haben sich in einem, vermutlich mit lateinischer Schrift, verzierten Rahmen zwei koboldgroße Wesen mit wadenlangen Kutten zu einem konspirativen Rendezvous eingefunden. Der eine barhäuptig, der andere mit einer Zipfelmützenkapuze auf dem Kopf. Möglicherweise feilschen der Baumeister und sein Auftraggeber um den Preis der auszuführenden Arbeiten. Gerne lasse ich mich aber eines Besseren belehren. Kommentare hierzu sind herzlich willkommen.

Johannes der Taeufer an der Nordfassade der Iglesia del Santo Sepulcro, Estella

Etwas tiefer, auf der anderen Seite des Türbogens ziert Johannes der Täufer den Schlussstein eines blinden Spitzbogens. Er gibt keine glückliche Figur ab. Seine Garderobe, ein Umhang aus grobem Kamelhaar, mag ein durchaus funktionelles Kleidungsstück für ein Leben im Wüstenklima sein, jedoch im klimatisch gemäßigten Navarra, ist er bestimmt nicht das Nonplusultra. Entmutigt blickt der Apostel in die Welt. Er ist der Einsamkeit überdrüssig, die er nur zu gut aus seinem in der Wüste verbrachten Lebensabschnitt kennt. Er sehnt er sich nach Gesellschaft, nach einer Aufgabe. Doch weder der eine noch der andere Wunsch wird in Erfüllung gehen, denn seit die Pfarrkirche geschlossen wurde, zählt er zu den Langzeit-Arbeitslosen.

Die Leibgarde der Heiligen

Statue des Apostel Jakobus als Pilger am Portal der der Iglesia del Santo Sepulcro, Estella
Statue des Heiligen Martin von Tours am Portal der der Iglesia del Santo Sepulcro, Estella

Zu guter Letzt halten zwei lebensgroße Heiligenfiguren neben den für immer verschlossenen Eingangstüren von Santo Sepulcro Wache. Fragt sich nur, was sie bewachen. Herauskommen kann niemand und hinein gehen erst recht nicht. Und so vertreiben sich der stark verwitterte Apostel Jakobus in Pilgertracht als auch der Schutzheilige der Reisenden, der nicht minder mitgenommene Martín de Tours, ihre Zeit mit Maulaffen feilhalten.

Auch wenn alle Haupt- und Nebendarsteller des Portals ein wenig mitgenommen und lebensmüde aussehen, könnte man sich eine bessere, eine heroischere Leibgarde für den Fortbestand von Santo Sepulcro vorstellen als dieses vielköpfige Ensemble an heiligen Streitern? Wohl kaum. Deshalb, im guten Glauben, dass sich die verlassene Pfarrei bei ihnen in guten Händen befindet, verabschiede ich mich beruhigt von der schönen Unvollendeten.

Nordfassade mit gotischem Portal der Iglesia Santo Sepulcro in Estella

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