Gracht in Alkmaar
Niederlande,  Unterwegs

Alkmaar – Historischer Stadtrundgang


Alkmaar und der Käsemarkt sind seit über 600 Jahren ein unzertrennliches Gespann. Jährlich strömen tausende Touristen aus aller Herren Länder in die nordholländische Stadt, um dem Spektakel auf dem Waagplein zu folgen. Allerdings kann Alkmaar nicht nur in Käse. Die 110.000 Einwohner Gemeinde punktet ebenso mit lauschigen Gassen, quirligen Plätzen, stillen Höfen, trendigen Geschäften und einer unwiderstehlichen Frischevielfalt auf den Märkten. Außerdem gibt es neben dem Geheimtipp Stedelijk-Museum und der beeindruckenden Grote Sint-Laurenskerk noch 400 denkmalgeschützte Gebäude zu bewundern. Zusammen mit der typisch niederländischen gemoedelijkheid auf den Terrassen der zahlreichen Straßencafés hat sich Alkmaar auf Anhieb mein Herz erobert.

Rundgang durch das historische Alkmaar

Es lohnt sich also, die historische Stadt ein wenig ausführlicher zu erkunden. Deshalb lade ich Euch zu einem kurzweiligen Rundgang mit überraschenden Entdeckungen und spannenden Geschichten ein.


1. Grote Sint Laurenskerk / Große Laurentiuskirche – Kerkplein

Wir starten unsere Tour am belebten Kerkplein.
Neben der Waage und dem Rathausgebäude vervollständigt die dem Heiligen Laurentius gewidmete Kirche das Trio der architektonischen Stadtikonen. Ganz in ihrer Nähe ließen sich um das Jahr 900 die ersten Siedler nieder. Sie errichteten eine Holzkapelle und gaben ihrem Weiler den Namen Allecmere, schlammiges Gewässer. Bereits einhundert Jahre später leisteten sie sich eine romanische Saalkirche aus Tuffstein. Diese wurde nach und nach erweitert, bis 1486 der weithin sichtbare Kirchturm einstürzte. Eine Restaurierung rechnete sich nicht, stattdessen entschied sich die Gemeinde für einen Neubau. Nach einem halben Jahrhundert konnte dann endlich die heutige Kreuzbasilika im Stil der Brabanter Gotik eingeweiht werden.

Gut Ding brauchte eben Weile, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Obwohl sich das Kircheninnere seit der Reformation deutlich schlichter präsentiert, empfiehlt sich ein Besuch allemal. Zu den Highlights der Innenausstattung gehören

  • „Das letzte Gericht“ – Gewölbemalerei aus vorreformatorischer Zeit von Jacob van Oostsanen
  • die Chororgel aus 1511 – gleichzeitig die älteste noch bespielbare Orgel der Niederlande
  • das Grabmal mit den Eingeweiden des Grafen Floris V. von Holland aus dem 16. Jahrhundert
  • die monumentale Hagerbeer/Schnitter-Orgel aus dem 17. Jahrhundert mit den weltweit größten Türen

Seit 1996 hat die Laurentiuskirche ihre religiöse Rolle aufgegeben. Nun füllen Ausstellungen, Empfänge, Orgelkonzerte, ein Café als auch ein Büchershop das Gotteshaus mit Leben.

2. Hofje Paling en Van Foreest – Zevenhuizen 13

Weiblich, katholisch, alleinstehend. In heiliger Gottesfurcht, gutem Glauben, Liebe und Einigkeit lebend, lauteten die Bedingungen, die noch im späten 16. Jahrhundert an die Bewohnerinnen des Hofje van Paling en van Foreest gestellt wurden. Dafür gab es im Gegenzug eine kostenlose Wohnung und ein kleines Taschengeld. Pieter Claesz Paling, der wohlhabendste Mann der Stadt, und seine Ehefrau Josina van Foreest legten 1540 den Grundstein für das älteste Provenhuys in Alkmaar.

Eckhaus mit Giebelfeld und Wappen; Hofje Paling en Foreest in Alkmaar

Unter einem Provenienzhaus verstand man eine testamentarische Stiftung an zumeist alleinstehende, weniger begüterte oder betagte Gemeindemitglieder in Form einer kostenfreien und lebenslangen Unterkunft. Ebenso konnte ein proven (wortwörtlich ein Beweis), ein Naturaliengeschenk wie Torf zum Heizen oder eine finanzielle Zuwendung beinhalten. Diese großzügigen Gunstbeweise waren teilweise aus Nächstenliebe, größtenteils jedoch durch ein schlechtes Gewissen motiviert. Der Reichtum kam nicht von ungefähr. Ausbeuterei, Sklaverei, Übervorteilung, Vitamin B gehörten im 16. Jahrhundert zu den gängigen Geschäftspraktiken. Besser, man sammelte im irdischen Dasein gewichtige Pulspunkte für die Seelenwaage am Tag des Jüngsten Gerichts.

Wie Inschrift und Wappen auf dem Giebelfeld des Eckhauses bekunden, führte Tochter Wilhelmina mit ihrem Mann Andries van Oudshoorn das Vermächtnis ihrer Eltern fort. Die beiden im städtischen Museum ausgestellten, großformatigen Porträts spiegeln Vermögen und Einfluss der Familie bestens wieder. Nicht jeder Bürger konnte es sich leisten, einen der gefragtesten Maler der Spätrenaissance, Martin van Heemskerck, zu engagieren.

Porträts Andries van Oudshoorn und Wilhelina Paling; Maarten van Heemskerck; ca. 1540

Unerwünschter ökumenischer Gartenplausch

Ab dem Jahr 1670 durften auch reformierte Damen in den Neubau in der Kanisstraat einziehen. Jedoch gab es eine strikte räumliche Trennung der Konfessionen. Während die Häuschen der katholischen Frauen auf der Geest über einen Zugang zum gemeinsamen Garten verfügten, erhielten die protestantischen Wohnungen keine Terrassentür. Die liberale Geisteshaltung endete am nicht vorhandenen Hinterausgang.

Nach mehreren Erweiterungs-, Umbau- und Renovierungsprojekten öffnen sich mittlerweile alle zwölf Häuser zum geschlossenen Innenhof. Das Konzept des betreuten Wohnens hinter dem geschlossenen Grundstück am Rande der Innenstadt hat sich dank des generationenübergreifenden Regentenrats, der seit Gründung das Stiftungsvermögen mit viel Umsicht verwaltet, bis ins 21. Jahrhundert durchgesetzt.

3. Altes Steinhaus – Kanisstraat 1 / Geest 10-12

Das pittoreske Wohn- und ehemalige Geschäftshaus an der Ecke Kanisstraat/Geest ist mit Baujahr 1540 eine Rarität. Dass es heute wieder in altem Glanz erstrahlt, verdankt das vermutlich älteste Steinhaus der Stadt einer aufwendigen Restaurierung in den 1930-er Jahren. Dabei erhielt es auch seine authentische Ladenfront mit den geteilten Fensterläden zurück.

Heruntergeklappt benutzte man die untere Hälfte zur Warenpräsentation und als Verkaufstheke. Mit der oberen Hälfte hielt man speziell in den Wintermonaten mehr schlecht als recht die eindringende Kälte ab, denn Glas war im 16. Jahrhundert immer noch ein Luxusgut. Erschwerend kam hinzu, dass die Glaserwerkstätten noch nicht über das technische Know-how verfügten, um den teuren Werkstoff zu großen zusammenhängenden Flächen zu verarbeiten. So entstanden die in kleine Quadrate gegliederten, mit Blei eingefassten Fensterscheiben. Hübsch anzuschauen sind sie allemal, oder?

4. Molen / Mühle van Piet – Clarissenbuurt 4

An unserem nächsten Halt erwartet uns ein typisch niederländisches Fotomotiv – die Mühle von Piet. Es ist die letzte von einstmals zehn Mühlen auf dem befestigten Stadtwall Clarissenbuurt und die einzige, die sich noch in der historischen Altstadt erhalten hat. Alle anderen mussten im 19. Jahrhundert den städtebaulichen Expansionsbestrebungen weichen. Doch weit brauchen Mühlenfreunde nicht zu gehen bzw. fahren, denn außerhalb des Zentrums locken weitere 12 geflügelte Giganten mit einer fotogenen Figur.

„De Groot – die Große“ hieß sie seit dem Umbau von der Holz- zur steinernen Holländermühle im Jahr 1769. Gleich drei Mühlsteine sorgten für das Zerkleinern des Mahlguts. Heimlicher Star im Innern des Galerieholländers ist jedoch die Königswelle. Ein weit über 350 Jahre alter Schiffsmast, der womöglich schon alle Weltmeere befahren, an den exotischsten Ufern angelegt und so mancher Seemannsgeschichte gelauscht hat. Nachhaltigkeit war damals täglich Brot. Verschwendung geradezu eine Sünde. Traurig, dass wir im 21. Jahrhundert diese Selbstverständlichkeit neu erfinden müssen, um sie dazu noch wie ein Prädikat vor uns herzutragen.

Doch zurück zu unserer majestätischen Erscheinung. 1884 erwarb Cornelis Piet die Getreidemühle, die man fortan nur noch Molen van Piet nannte. Im Erdgeschoss richtete der Müller seiner Familie eine Wohnung ein, die mittlerweile in der vierten Generation hier lebt. Nur die Mahlsteine mahlen nicht mehr. Mit der Beruhigung des Innenstadtverkehrs wurde 1993 der Mühlenbetrieb eingestellt.

Molen van Piet Alkmaar

Mahlen für den Prinzen

Trotzdem drehen sich die Mühlensegel ab und zu noch im Wind. „Mahlen für den Prinzen“ nennt sich das Schaudrehen der Segel zu außergewöhnlichen Anlässen. Die patriotische Redewendung entstand während des 80-jährigen Krieges zu Ehren des für die Unabhängigkeit der nördlichen niederländischen Provinzen kämpfenden Prinzen Wilhelm I. von Oranje. Die spanische Fremdherrschaft drohte die ganze Niederlande zu verschlingen. Immer weiter rückten die Truppen Philipp II. nach Norden vor. Militärisch- und verteidigungstechnisch hatten die holländischen Gemeinden den Belagerern wenig entgegenzusetzen. Dafür konterten sie mit Durchhaltewillen, Einfallsreichtum und psychologischer Kriegsführung. Auch wenn sich die Getreidevorräte bereits erschöpft hatten, ließen die Einwohner die Mühlensegel fleißig weiter rotieren. Man signalisierte Überfluss, wo keiner war. Die Botschaft kam an. Mental zermürbt und selber durch Nachschubsorgen von Hunger gebeutelt, zogen die Spanier vielerorts ab.

5. Hofje van Splinter – Ritsevoort 2

Wir folgen der Ritsevoort zu einer weiteren Oase der Ruhe. Gut getarnt hinter der dunkelgrünen Holztüre versteckt sich das populärste Provenhuis von Alkmaar. Übrigens besaß die Stadt im Goldenen Zeitalter 16 dieser sozialen, um einen zentralen Innenhof angelegten Wohnanlagen. Nur Amsterdam (51), Haarlem (40) und Leiden (35) konnten noch mehr hofjes vorweisen.

Giebelfeld mit Allegorie der Tugend; Hofje van Splinter Alkmaar

Das 1648 gebaute Hofje van Splinter mit der fotogenen Holzsäulengalerie war und ist immer noch ein reines Frauenressort. Die Stifterin, Margaretha van Splinter, räumte in ihrem Testament acht ledigen, jedoch mittellosen Damen aus guten Familien ein kostenloses Wohnrecht ein. Zusätzlich erhielt jede von ihnen unter der Prämisse des regelmäßigen Gottesdienstbesuchs eine jährliche Zuwendung von 100 Gulden.

Angesichts der strengen Auflagen bin ich von dem reichlich freizügigen Giebelstein irritiert. Und wie mag es erst den unverheirateten Damen mit der barbusigen Frau auf ihrem Wohnhaus gegangen sein? Vermutlich wäre ihnen eine züchtigere allegorische Darstellung der „Gunst“ lieber gewesen. Allein schon, um unangemessene Assoziationen zu vermeiden. Ein weiterer „Fauxpas“ mit dem Giebelstein ereignete sich, nachdem das Wappenschild während der französischen Besatzung abgeschlagen worden war. Bei der Wiederherstellung verwechselten die Restauratoren das Wappen der Stifterin mit demjenigen ihres zweiten Gatten. Seither schmückt sich die Gunst mit falschen Federn.

6. Synagoge – Hofstraat 15

Weiter geht es entlang der Oudegracht in südöstlicher Richtung. Unterwegs bleibt uns Zeit zu grübeln, wie der Erfinder des ersten U-Boots hieß. Die Antwort finden wir in der Hofstraat. Zwei Plaketten neben der Tür erzählen von der wechselvollen Geschichte des Backsteingebäudes.

Synagoge Alkmaar

Von 1581 bis 1591 verbrachte an dieser Stelle der in Vergessenheit geratene niederländische Tausendsassa der technischen Wissenschaften, Cornelis Jacobszoon Drebbel (1572-1633), seine Jugendzeit. Nach einer Ausbildung zum Graveur machte er sowohl am englischen Königshof als auch unter dem Habsburgerkaiser Rudolf II. als Kartenzeichner, Physiker, Mechaniker, Alchimist und innovatives Genie Karriere. Eine Perpetuum-mobile-Uhr, ein Mikroskop mit zwei konvexen Linsen, ein Quecksilberthermostat mit dazugehörigem Kükeninkubator, eine Art Klimaanlage und nicht zu vergessen die Farbe Scharlachrot wurden ihm zu- und teilweise auch wieder abgeschrieben. Seine spektakulärste Erfindung bleibt bis heute das erste navigationsfähige Unterwasser-Boot. Mit 16 Mann an Bord führte er damit auf der Themse erfolgreich einen dreistündigen Tauchgang von Westminster nach Greenwich durch.

Der Umbau des ehemaligen Drebbel-Wohnhauses zur Synagoge erfolgte 1808. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatten sich in Alkmaar die ersten, aus Portugal geflohenen Juden niedergelassen. Später kamen mit einer zweiten Flüchtlingswelle mittellose Aschkenasim aus Mittel- und vor allem Osteuropa hinzu. Nur sehr langsam prosperierte die jüdische Gemeinde. Es dauerte 200 Jahre, bis der Kauf der Immobilie in der Hofstraat finanziert werden konnte.

Im März 1942 mussten auf Befehl der deutschen Besatzer alle Juden Alkmaar verlassen. Über Amsterdam wurden sie ins KZ Westerbork und anschließend weiter in die Vernichtungslager im Osten transportiert. Nur sechs Überlebende kehrten nach dem Krieg zurück. Die Synagoge konnte nicht mehr unterhalten und musste verkauft werden. Erst in den letzten Jahrzehnten kehrte das jüdische Gemeindeleben nach Alkmaar zurück. Seit 2011 finden wieder regelmäßig Gottesdienste in der Synagoge statt.

7. Pakhuis / Lagerhaus de Vigilantie – Verdronkenoord 45

An der Einhornbrücke (Eenhoornbrug) legen wir den nächsten Fotostopp für das Gebäude mit dem kunstvollen Fassadenabschluss ein. Lagerhäuser hatten einen praktischen Zweck zu erfüllen. Ästhetik spielte keine Rolle, weshalb sie in der Regel stereotyp mit einem schlichten Spitzgiebel gebaut wurden. Anders bei diesem Eckhaus aus dem Jahr 1675. Gemeißelte Blumen, Früchte, Pinienzapfen ziehen sich den hochgezogenen Halsgiebel entlang, der mittig durchbrochen und von einer Steinvase gekrönt ist. Das elegante Erscheinungsbild ergänzen zwei sogenannte Ochsenaugen und mit Schmuckanker verzierte Pilaster.

Fragt sich nur, was der Eigentümer mit dem außergewöhnlichen Erscheinungsbild seines Lagerhauses bezweckte. War er einfach ein künstlerischer Feingeist, ein mächtiger Aufschneider oder gar ein Blumenhändler mit Marketingvision? Und weshalb erhielt der Bau den Namen „Vigilantie – Wachsamkeit“? Nur weil er mit so vielen Fenstern ausgestattet war, dass man jederzeit mitbekam, was auf beiden Seiten der Gracht so vor sich ging?

8. Accijnstoren – Bierkade 26

Mit dem  Accinjstoren haben wir den östlichen Abschluss der Altstadt erreicht. Der stämmige, quadratische Backsteinturm mit den roten Fensterläden war eines der wichtigsten Gebäude der Stadt. Seit seinem Bau im Jahr 1622 musste hier nämlich jedes Schiff anlegen und für die mitgeführten Waren die accijns, sprich die Verbrauchssteuer, entrichten. Diese Einnahmen füllten den Großteil der Stadtkasse.

Noch immer weist der schmale Holzglockenturm mit dem vergoldeten Schiff als Wetterfahne auf seine ehemalige Bestimmung hin. Als die Bierkade für den zunehmenden Automobilverkehr 1924 verbreitert wurde, versetzte man das Renaissancegebäude um vier Meter stadtauswärts. Seit Kurzem haben sich zwei vergoldete Tauben dauerhaft auf der umlaufenden Balustrade niedergelassen. Gemeinsam mit 21 weiteren Exemplaren der Künstlerin Marte Röling schmückten sie ursprünglich das Kunstwerk Duivenwagen auf der Friesenbrücke. Wiederholt von Vandalen heimgesucht, verteilte man die goldene Taubenschar mittlerweile unerreichbar auf bedeutenden Gebäuden der Stadt.

Entlang des Verdronkenoord-Kanals schlendern wir wieder Richtung Zentrum. Vor Eröffnung des Nordholländischen Kanals im Jahr 1824 gehörte er zu den am meisten befahrenen Wasserstraßen Alkmaars. Das sumpfige Gelände nördlich des Kanals wurde erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts trockengelegt, um neuen Wohnraum zu schaffen. Daher auch der Straßenname „ertrunkener Ort“.

9. Vismarkt / Fischmarkt – Verdronkenoord 114

Am Ende der Verdronkenoord befand sich von 1565 bis 1998 der Fischmarkt. Der Standort war bewusst gewählt, um die vornehmen Herrschaften in der um die Ecke liegenden De Mient-Straße nicht mit den prägnanten Gerüchen und dem derben Marktgeschrei der Fischersfrauen zu belästigen.

Die beiden gegenüberliegenden, arkadengesäumten Gebäude des Vismarkt erhielten ihr jetziges Aussehen um 1755. Unter den überdachten Fischbänken, zum Schutz des frischen Fangs gegen Sonne und unerwünschte Räuber aus der Luft, quollen jeden Freitag die Auslagen über. Das Warenangebot, das auf den Fischbänken keinen Platz fand, ließ man an Körben in die Gracht hinab. So sollte der Fisch weniger schnell verderben. Da die Gracht damals jedoch gleichzeitig als Kanalisation diente, … . Den Satz führe ich jetzt nicht zu Ende. Das Kopfkino ist eh schon angelaufen.

Der Fischmarkt war zugleich der Arbeitsplatz des ungewöhnlichsten städtischen Angestellten von Alkmaar. Zur Entsorgung der unangenehmen Fischreste engagierte die Stadtverwaltung einen Storch mit gestutzten Flügeln. Gegen freie Kost, dafür aber bei besonderen Anlässen mit Amtskette ausgestattet, stolzierte der lebende Abfallschlucker über den Markt. Die Fischersfrau und ihr Mann auf dem Dach des Fischmarktes könnten hierzu sicher die ein oder andere Anekdote zum Besten geben. Ihr denkt, ich binde Euch einen Bären bzw. Storch auf? Keineswegs. Ein Blick ins Regionalarchiv Alkmaar genügte, um auch mich von der Existenz des tierischen Streetworkers zu überzeugen.

10. Huis / Haus de Kroon – Mient 31

Beim Fischmarkt um die Ecke erzählt das Haus mit der prächtigen Renaissancefassade von Reichtum, Glaube, Hoffnung und einer verloren gegangenen Liebe. 1546 ließ der Weinhändler Jacob Gerritsz Coren es als Aushängeschild seines Wohlstands errichten. Ein riesiger Treppengiebel, Pilaster mit Satyrn- und Löwenköpfen, dazu ein kunstvoller Zieranker sowie die Wappen seiner Geburtsstadt Hoorn und seines Wohnorts Alkmaar schmücken das Backsteingebäude. Seinen Namen erhielt das Huis de Kroon durch die im Fries abgebildete Kaiserkrone Karl V.. Ein möglicher Hinweis auf die katholische Glaubenszugehörigkeit seines Besitzers?

Die Prestigeimmobilie galt als eines der am höchsten besteuerten Häuser der Stadt. Nur erfolgreiche Kaufleute wie Daniel Niellius konnten sie sich leisten. 1650 erwarb der Vorsteher der Tuchmacherzunft, Geldverleiher und Ältester der Remonstrantengemeinde das Haus mit der Krone für das „kleine“ Vermögen von 10.000 Gulden. Um seiner neuen Wohnstatt eine persönliche Note zu verleihen, platzierte er drei Giebelstatuen auf der Front. Die linke Frauenfigur mit Kreuz und Bibel in der Hand symbolisiert seinen festen Glauben, während er auf der rechten Seite die Dame Hoffnung mit einem Anker und dem mythischen Vogel Phönix ausstattete. Das weibliche Trio ergänzte ursprünglich eine Allegorie der Liebe, die jedoch irgendwann abhandenkam.

11. Huis / Haus de Leeuwenburg – Mient 23

Halbzeit! Wir haben uns eine Pause verdient. Auf als auch zu beiden Seiten der Gewelfde Stenenbrug bieten sich ausreichend Möglichkeiten, die Koffeinspeicher aufzufüllen, den knurrenden Magen mit einem herzhaften Snack zu besänftigen oder sich mit einer eiskugeligen Erfrischung zu belohnen.

Haus de Leeuwenburg; Mient 23 Alkmmar

Danach gehört unsere Aufmerksamkeit dem Haus Nr. 23 mit dem enorm protzigen Giebelschmuck. Doch warum wenden die beiden Löwen in luftiger Höhe dem Stadtwappen von Alkmaar ihren Allerwertesten zu anstatt es in Ehren zu halten?

Ein gewisser Herr Leeuwenburg, seit 1702 stolzer Besitzer des Anwesens, war auf die Stadtverwaltung nicht gut zu sprechen. Nachdem er nämlich beschlossen hatte mit dem Gusto der Zeit zu gehen und seiner Fassade einen barocken Touch zu verleihen, musste er mehrere Jahre auf die Baugenehmigung warten. Nicht nur einmal wurden seine vorgelegten Entwürfe bemängelt und zurückgewiesen. Nun, Herr Leeuwenburg wusste sich für die als Beamtenwillkür empfundene Behandlung zu rächen. Als für alle Einwohner sichtbares politisches Statement ließ er die beiden Löwen in der despektierlichen Pose anbringen.

Hinzu kam ein heftiger Nachbarschaftsstreit, der bis vor das  Stadtgericht ging, denn nach dem Umbau ragte die Traufe seines Hauses sage und schreibe einen halben Meter über das Nebengebäude hinaus. Zwar gab das Gericht dem erzürnten Nachbarn Recht, doch aus unerfindlichen Gründen blieb die Aktion für Herrn Leeuwenburg ohne Konsequenzen. Schreckte die Stadt etwa vor der unmissverständlichen Kampfansage der beiden Löwen mit den gefletschten Lefzen zurück?

12. Huis met de Kogel / Haus mit der Kugel – Appelsteeg 2

Haus mit der Kugel am Appelsteeg Alkmaar

Krawumm! Mit ohrenbetäubendem Getöse durchschlug am 14. September 1573 eine aus dem spanischen Lager in Outdorp abgefeuerte, 40-Pfund schwere Kanonenkugel das Haus des Korbmachers und Heckenpredigers Jan Arendszoon. Zum Glück wurde niemand verletzt. Lediglich ein Spinnrad, ein Stuhl und eine Waschschüssel hatte es buchstäblich pulverisiert. Das Mädchen am Spinnrad und alle anderen sechs Familienmitglieder kamen mit dem Schrecken davon.

Drei Wochen nach dem Wunder von Alkmaar traten die spanischen Belagerer den Rückzug an. Die Kanonenkugel platzierte man als Erinnerungsstück unter den Dachvorsprung an der tiefgrünen Fassade.

In Alkmaar existieren nur noch zwei Holzhäuser. Eines davon ist das Haus mit der Kugel. Um genau zu sein, haben wir es mit einem Dreiviertelhaus zu tun. Eine Wand bestand aus Stein, die anderen drei aus Holz. Ein weiteres typisches Merkmal dieser Zeit waren die Überhänge. Damit gewann man mehr Wohnraum, ohne dass sich die an der Grundfläche bemessene Steuerlast erhöhte.

13. Kooltuin / Kohlgarten

Wir überqueren die Appelsteegbrug, die uns ein unverbautes Panorama der Waage schenkt, und landen direkt in einer der malerischsten Gassen von Alkmaar. Bis vor gut einem halben Jahrtausend befand sich auf diesem Areal der Gemüsegarten des Schlosses Torenburg. Die von Graf Willem II. von Holland 1253 errichtete Festung sicherte die Nordwestflanke der Stadt gegen die zunehmende Bedrohung durch die Westfriesen. Der angrenzende Kooltuin, ganz offensichtlich nach dem Hauptanbauprodukt Kohl benannt, diente vorrangig der Selbstversorgung der Wachmannschaft. Nach dem Abriss der Zwingerburg um 1400 verlor auch der Garten an Bedeutung. Wohnplatz war nun gefragt und so säumten im Jahr 1519 bereits 14 Wohnhäuser die gleichnamige Gracht.

14. Biermuseum de Boom – Houttil 1

Backsteingebaeude Biermuseum de Boom in Alkmaar

Trinkwasser war für die Bewohner von Alkmaar bis weit ins 18. Jahrhundert hinein ein absolutes Fremdwort. Bier hieß folglich die einzig zur Verfügung stehende Alternative. Sie gehörte für Jung und Alt zum täglich Brot dazu. Doch selbst für das schwach alkoholhaltige Getränk war das brackige Wasser der Sumpflandschaft, die die Gemeinde umgab, nicht geeignet und musste importiert werden.

Das 1647 gegründete Brauhaus de Boom zählte zu den größten Brauereien der Stadt. Sein Standort am Vordaamkanal war gut gewählt. Mehrmals wöchentlich legten die Lastkähne mit den Wasserfässern direkt vor dem dreistöckigen Lagerhaus an. Mit einer speziellen Hebevorrichtung, „de boom“ genannt, hievte man die kostbare Fracht auf die Kaimauer. Leider musste das Unternehmen mit dem Bierfass auf dem Giebel 1750 seine Pforten schließen.
Dafür beherbergt das imposante Gebäude mittlerweile das nationale Biermuseum. Hier erfährt der Besucher zunächst alles Wissenswerte über die Geschichte, die Gerätschaften und den Prozess des Bierbrauens, bevor die Qual der Wahl ansteht. Entweder eine Bierverkostung in historischem Ambiente oder auf der Außenterrasse eine von 86 Biersorten genießen.

15. De Waag / Stadtwaage – Waagplein

Hier am Waagplein pulsiert von April bis September jeden Freitag das Herz der Stadt. Dann zieht Hollands berühmtester Käsemarkt die Zuschauermassen an. 1622 wurde auf dem Platz vor der Waage der erste Käsemarkt abgehalten, doch seine Tradition reicht sogar noch weitere 300 Jahre zurück. Mit der weiteren Trockenlegung von Brachen und ihrer Umwandlung in landwirtschaftliche Nutzflächen stieg die Nutztierhaltung und damit die Käseproduktion. Als Folge musste der Wagplein in kürzester Zeit achtmal erweitert werden.

Der Besuch des Käsemarkts lohnt alleine, um einen seltenen Blick hinter die offenen Türen der Wiegehalle mit den großen Rundbogentüren zu werfen. Am Showtag, denn der Käsemarkt ist mittlerweile nur noch ein touristisches Happening, kommen immer noch die drei Eisenwaagen aus dem 17. Jahrhundert zum Einsatz.

Das Gebäude selbst lässt sich aber am besten an einem ruhigen Wochentag genauer in Augenschein nehmen. Dann verrät die Silhouette seine eigentliche Natur. Seit etwa 1350 kümmerte sich das Heilig-Geist-Hospital mit angeschlossener Kapelle um das körperliche Wohlbefinden und geistige Seelenheil von Armen, Kranken, Bedürftigen oder Durchreisenden. Das 16. Jahrhunderts brachte Leerstand in die Kirche. Hatte die Nachfrage nach seelsorgerischem Tun nachgelassen oder schlugen die religiösen Spannungen die „Pflegekräfte“ in die Flucht? Ich weiß die Frage leider nicht zu beantworten.

Vom karitativen Hospital zum Zentrum des Käsehandels

Fakt ist, dass man 1582 beschloss, mehrere Joche des Chorraums abzureißen und stattdessen die Waage zu bauen. Kurze Zeit später folgte mit dem Einzug von Zwischenböden die Umgestaltung des Hauptschiffs zur multifunktionalen Lagerhalle. Im Erdgeschoss bot fortan der Fleischmarkt seine Waren feil, zusätzlich konnten in den beiden oberen Geschossen Getreidevorräte und andere Waren gelagert werden. Mittlerweile beherbergt das ehemalige Hospital das Touristikbüro sowie Hollands Kaasmuseum, in dem sich natürlich alles um den Käse dreht.

Die Prunkfassade der Stadtwaage mit Statuen, Pilastern, Obelisken und jeder Menge weiterer Schmuckelemente datiert aus 1884. Die großformatige Inschrift S.P.Q.A. RESTITUIT VIRTUS ABLATAE JURA BILANCIS gedenkt der Tapferkeit der Einwohner im Kampf gegen die spanische Krone. Als Anerkennung erhielt Alkmaar das Wiegerecht zurück. Das Fliesentableau im Giebel beherrscht die Stedenmagd. Flankiert wird das personifizierte Stadtsymbol von den römischen Gottheiten Ceres und Merkur, die über Handel bzw. Ackerbau wachen. Eine blühende wirtschaftliche Zukunft ist damit garantiert. Zusätzlich sorgen auf den Außenposten die Statuen Pax und Justitia für einen moralischen Ausgleich der rein gewinnorientierten städtischen Vision.

16. Hof van Sonoy – gedempte Nieuwesloot

Hinter der Waage spazieren wir durch die enge, aber geschäftstüchtige Magdalenenstraat zur Gedempte Nieuwesloot. Die große Sonnenterrasse des Hof van Sonoy zieht vor allem in den Sommermonaten Einheimische und Touristen gleichermaßen an. Das Ambiente unter den großen Sonnenschirmen sorgt sofort für Urlaubsstimmung.

achteckiger Turm im Hof van Sonoy

Der begrünte Innenhof ist der niederländisch-reformierten Gemeinde zu verdanken. Sie erwarb 1743 das immense Grundstück für 2000 Gulden, um darauf ein Altenwohnheim für 90 alleinstehende Frauen und Männer zu errichten. Es hatte bis 1983 Bestand.

Davor bewohnte ein gesellschaftlich illustres Publikum die u-förmige Anlage. Im 16. Jahrhundert kamen hier zunächst die Familien unter, deren Wohnungen für den Bau des Stadtwalls zwangsgeräumt wurden. Nach Abzug der spanischen Truppen ging das repräsentative Haus in den Besitz des Gouverneurs des Noorderkwartiers, Diederick van Sonoy über. Der Bau des achteckigen Turms erfolgte erst im 17. Jahrhundert. Der neue Eigentümer Willem van Bardes setzte damit ein backsteinernes Ausrufezeichen seines Wohlstands.

Die Ursprünge des Gebäudekomplexes reichen sogar bis in das Jahr 1430 zurück. Andächtig und gottesfürchtig ging es seinerzeit hinter den Mauern zu, denn bis zur Auflösung im Jahr 1572 führten die Nonnen des Klosters der Heiligen Maria Magdalena an Ort und Stelle Regie. Wegen ihres weißen Habits sprach man im Volksmund nur vom Weißen Hof

17. Hofje van Nordingen – gedempte Nieuwesloot / Lombardsteeg 23

In unmittelbarer Verlängerung des Hofes van Sonoy weisen zwei Statuen bärtiger alter Männer sowie eine Inschrift auf die einstige Nutzung des lang gestreckten Renaissancebaus hin.

Johan van Nordingen d. J. verstarb 1656 im Alter von nur 31 Jahren. Nach dem Tod seines Vaters, seines Onkels und seiner Frau besaß er ein immenses Vermögen, jedoch keinen Erben. Also bestimmte er in seinem Testament, dass sein Besitz für den Bau eines ökumenischen Heimes für sechs bis acht ältere Männerverwendet werden sollte. Dazu riss man das in Familienbesitz befindliche Wohnhaus ab und errichtete das Provenhuys.

Der Wohntrakt mit acht Zimmern, deshalb auch der Name Huis van Achten (das Haus der Acht) erstreckte sich über den Lombardsteeg und die Verstreet. Hinzu kamen ein Esszimmer, eine Küche mit Speisekammer, ein Dienstmädchenzimmer sowie ein Raum für die „vrouwperson“, die Haushälterin. An der Ecke zur Gedempte Nieuwesloot richtete man das vornehme Regentenzimmer ein, indem der Stiftungsrat tagte.

1977 entsprach das Altenheim nicht mehr den wohnbaulichen Standards. Im Rahmen einer umfassenden Renovierung entstanden sieben unabhängige Wohnungen. Lediglich die Regentenkammer und das Provenienzzimmer blieben unangetastet. Während der Tage des offenen Denkmals im September bietet sich manchmal die seltene Gelegenheit die noch im Originalzustand befindlichen Räumlichkeiten zu besichtigen. 

18. Het Moriaanshoofd / Der Maurenhof – Langestraat 93

Wir wechseln in die Haupteinkaufsstraße Alkmaars, wo sich ein Geschäft an das andere reiht. Früher residierte hier die Elite Alkmaars, darunter der ehrenwerte Richter Simon Schagen. Er erwarb 1718 das imposante Patrizierhaus Nr. 93. Damit jedermann den neuen Eigentümer des Statussymbols wahrnahm, gab er als Erstes eine barocke Umgestaltung der Fassade in Auftrag.

Patrizierhaus Moriaanshoofd Alkmaar

An der Erkerkonsole ließ er ein Bilderfries anbringen, das alle nennenswerten Eigenschaften seines Berufsstands hervorhob. Wachsamkeit war gefragt. Dafür standen der Löwe, bei dem die Alarmglocke schrillte, sowie der Hahn, dem dank der Laterne nichts verborgen blieb. Der Spiegel gewährleistete ausreichend Selbstreflexion, um die Urteile mit Besonnenheit zu fällen. Auch Wissen und Weisheit durften nicht fehlen. Dafür sorgten Bücher und Öllampe. Der Delfin mit dem Anker forderte zu Klugheit und Vorsicht auf. Aber wie passte die Schlange alias Drache ins Konzept? Eine Mahnung, sich vor falschen Zungen zu hüten?

Doch damit nicht genug der Selbstbeweihräucherung. Ein protziger Holzgiebel sollte das Selbstbild Simon Schagens auch weithin sichtbar in Szene setzen. „Die Zeit enthüllt die nackte Wahrheit“ lautet die allegorische Darstellung. Der bärtige Chronos als Personifikation der Zeit hebt den Vorhang der Verschleierung beiseite, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Und zwar nichts als die unverhüllte, nackte Wahrheit, die das grelle Licht der Sonne nicht scheut. Darüber erhebt sich der scharfsichtige Adler als guter Richter. Schützenhilfe erfährt er durch die beiden weiblichen Statuen an seiner Seite. Mut und Ehrlichkeit hält ihm mit Lanze und Schild die Treue, während die lorbeerbekränzte Dame Einigkeit und Sieg mit Granatapfel und Helm davonträgt.

Schein und Sein und der Mohr wird’s schon richten

An einem untadeligen Berufsethos lag dem Richter offensichtlich sehr fiel. Dagegen überschattete so mancher Skandal sein Privatleben. Herr Schagen war kein Mann von Traurigkeit. Allerdings blieben seiner zweiten Ehefrau die Eskapaden nicht verborgen. Wozu eigneten sich denn die seitlichen Erkerfenster, wenn nicht zum heimlichen Nachspionieren? Ganz nebenbei bemerkt, landete auch die dritte Ehe des Richters vor dem Scheidungsgericht.

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie der Moriaanshoofd zu seinem Namen kam? Bekannt ist, dass das Gebäude in seinen Anfangszeiten einen renommierten Gasthof beherbergte. Doch von Mohren noch Mauren weit und breit keine Spur. Vielmehr hielt der Inhaber neben Kost und Logis ein ganz besonderes Warenangebot bereit.

Im 16. und 17. Jahrhundert erfuhr die arabische Heilkunde eine hohe Wertschätzung. Sie wurde häufig mit dem Namen oder dem Bild eines Mohren oder Mauren in Verbindung gebracht. Folglich wussten die Gäste  des Moriaanshoofd, dass das all-inclusive-Angebot die besonders guten Pillen mit einschloss. So konnte man sich ohne Reue der Völlerei hingeben oder das ein oder andere Glas über den Durst trinken. 

19. Stadhuis – Rathaus – Langesstraat 97

Der Anblick des Stadthuis von Alkmaar macht hungrig. Unzählige Specklagen bedecken die Fassade sowie den schlanken oktogonalen Turm an der Langestraat. Doch leider sind sie für den Gourmet ungenießbar. Dafür haben Architekturfans ihre helle Freude an den sich abwechselnden Schichten von rotem Backstein und hellem Naturstein, die den Fachbegriff geprägt haben. Die Ähnlichkeit mit einem gut durchwachsenen Schinkenspeck ist einfach frappierend.

Rathaus Alkmaar im Stil der Brabanter Gotik

Das Rathaus wurde in den Jahren 1509 bis 1520 errichtet, als die Brabanter Gotik bei weltlichen Gebäuden ihren Höhepunkt erreichte. Dabei täuscht die äußere Schönheit durchaus darüber hinweg, dass die Räumlichkeiten nicht nur zu administrativen Zwecken genutzt wurden. Hinter dem linken Dreipassfenster unterhalb der Treppe gab es für die verurteilten Straftäter keine Hoffnung mehr. Zweimal jährlich reiste noch bis ins Jahr 1821 der Henker aus Haarlem an, um das Todesurteil zu vollstrecken.

20. Stedelijk Museum / Städtisches Museum – Canadaplein 1

Geschafft!
Unser Rundgang neigt sich dem Ende entgegen. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Grote Sint Laurenskerk ist das Städtische Museum von Alkmaar für Kunst- und Geschichtsliebhaber ein absolutes Muss. 1875 eröffnet, zählt es zu den ältesten Museen der Niederlande. Die ständige Sammlung zeigt neben ausgewählten Gemälden niederländischer Meister auch wertvolles Kunsthandwerk des Goldenen Zeitalters. Zeitgenössische Arbeiten der Bergener Schule und wechselnde Sonderausstellungen runden das Kunstangebot ab. Dazu begeistert im Untergeschoss eine interaktive Reise durch die Geschichte Alkmaars mit Schwerpunkt auf der Belagerung Alkmaars und der Befreiung von der spanischen Fremdherrschaft im 16. Jahrhundert.

Ausstellungsraum im Stedelijk Museum Alkmaar

Anschließend kann man sich im oder bei schönem Wetter vor dem Museumscafé mit leckeren Kleinigkeiten verwöhnen. Am besten bevor man im gut sortierten Museumsshop die Urlaubskasse überstrapaziert hat.


Gut zu wissen

Ein Kommentar

  • Harald Wilken

    Sehr gut geschriebener Stadtführer mit viel Humor. Werden unseren 37. Hochzeitstag in Alkmaar verbringen und freuen uns sehr darauf.

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