Geroldsauer Wasserfall im Nordschwarzwald
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Geroldsauer Wasserfall im Nordschwarzwald


Mit dem Status eines Naturdenkmals ausgezeichnet, ist der Geroldsauer Wasserfall bereits seit Beginn des 19. Jahrhundert ein beliebtes Naherholungsziel. Damals zog es vor allem die Gäste des nahe gelegenen Kurorts Baden-Baden als auch viele Sommerfrischler und Luftschnapper hinaus ins Grüne. Und auch heute lädt das wildromantische Grobbachtal noch immer zu einer entspannten Wanderung auf schattigen Wegen ein.

Gemaelde Johann Wilhelm Schirmer; Das Geroldsauer Tal bei Baden-Baden; 1855; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Johann Wilhelm Schirmer; Das Geroldsauer Tal bei Baden-Baden; 1855; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Der Geroldsauer Wasserfall – ein kleines, aber feines Naturerlebnis

Um eines vorwegzuschicken:
Der Geroldsbacher Wasserfall gehört nicht zu den spektakulären Naturschauspielen, die der Naturpark Schwarzwald mit seinen über 100 Wasserfällen zu bieten hat. Hier stürzen keine gewaltigen Wassermassen über mehrere Fallstufen, Felsvorsprünge oder Dutzende von Metern hohe Kaskaden laut tosend in die Tiefe. Dafür liegt er eingebettet in einer atemberaubenden Naturlandschaft, und ist auch für wenig erprobte Wanderer ein ideales Ausflugsziel.

Wer außerdem in den Monaten Mai bis Juni den Weg in das Grobbachtal findet, erlebt jedes Jahr aufs Neue ein ganz besonderes Naturspektakel. Dann wird der etwa sechs Meter hohe Wasserfall nämlich von einem farbenprächtigen, rosa-rot-weiß-fliederfarbenen Blütenmeer aus Hunderten von blühenden Rhododendron-Büschen traumhaft in Szene gesetzt.

Als ich mich heute auf den Weg in den Nordschwarzwald mache, zeigt das Kalenderblatt bereits September. Insofern erwartet mich heute sicherlich kein Farbenrausch am Geroldsauer Wasserfall. Stattdessen ist es frühmorgens noch empfindlich kühl. Diffuse Nebelschleier verstecken den Rhein unter einem mystisch anmutenden Wattebausch, während die nur zögerlich zum Vorschein kommenden Sonnenstrahlen den Morgentau auf den Wiesen entlang der Kinzig zum Glitzern bringen.

Zunächst geht es für mich nach Nordwesten in Richtung Baden-Baden. Erst kurz hinter der Hornisgrinde stoße ich auf die Schwarzwaldhochstraße, die zwischen den Ortschaften Malschbach und Geroldsau direkt auf den ausgeschilderten Wasserfall-Wanderparkplatz abzweigt.

Ein Ausflugsziel für Sportliche und Genießer

Vom Wanderparkplatz aus bieten sich drei Touren zur Erkundung des Grobbbachtals an.

Allen voran der Panoramaweg. Mit seinen 42 Kilometern Länge lädt er zur Erkundung des Umlands der berühmten Kurstadt Baden-Baden ein. Dabei führt die dritte der insgesamt fünf Tagesetappen am Geroldsauer Wasserfall vorbei.
Ebenfalls für erprobte Wanderer eignet sich der etwa 11 Kilometer lange Rundweg zum Kreuzfelsen. Neben dem Wasserfall bietet er als Belohnung für den teilweise steilen Aufstieg einen überwältigenden Panoramablick in die Badische Landschaft.
Dagegen ist für gemütliche Ausflügler wie mich der Wasserfall-Rundweg, mit dem blauen Kreis als Erkennungsmerkmal, genau das Richtige.  

Beschilderung der Wanderwege zum Geroldsauer Wasserfall

Ungebändigte Natur

Beginnt man die Tour entgegen dem Uhrzeigersinn, führt ein moderater Anstieg recht schnell mitten hinein in eine sauerstoffstrotzende Erholungszone. Grün in allen Farbschattierungen ist hier Trumpf.

Rundweg zum Geroldsauer Wasserfall

Unter dem Schatten spendenden Blätterdach des Mischwaldes schlängelt sich die abwechslungsreiche Strecke ohne steile Anstiege dahin. Dabei geht es über mal mehr, mal weniger naturbelassene Wald- und Geröllwege. Lichte Waldflächen lösen sich mit dichtem Baum- und Farnbewuchs ab. An manchen Stellen tritt sogar das rosa-grau schimmernde Felsgestein zutage. Auf der weiteren Wanderung höre ich unter mir bereits das Murmeln des Grobbachs, bevor es dann gemächlich wieder talwärts geht.

Zur Halbzeit des Rundwegs kann man von einer Holzbrücke einen ersten, entfernten Blick auf den sich in einen breiten Kessel herabgießenden Grobbach werfen, der auf 800 Metern Höhe im Nordschwarzwald seinen Ursprung hat. Jetzt sind es nur noch wenige Meter bis zu einer kleinen Aussichtsplattform, von der sich das beschauliche Naturspektakel aus der Nähe bewundern lässt.

Geroldsauer Wasserfall im Nordschwarzwald

Auf dem letzten Abschnitt des Rundwegs plätschert der Grobbach durch den ungebändigten Schluchtwald munter vor sich hin. Das flache Flussbett lädt geradewegs dazu ein, die heiß gelaufenen Füße im klaren und frischen Wasser abzukühlen. Anschließend lässt sich die Zeit auf den moosüberzogenen Findlingen aus der Eiszeit mit Blick in den dichtgrünen Zauberwald entspannt verträumen.

Bachbett im dicht bewaldeten Grobbachtal bei Baden-Baden

Auf den Spuren berühmter Künstler

Bevor es über Holzstege und Steintreppen in Richtung Parkplatz zurückgeht, kommt man unweigerlich am sogenannten Brahms-Brunnen vorbei. An dieser schlichten Tränke sollen einst der über die deutschen Grenzen hinaus berühmte Komponist Johannes Brahms und die nicht minder bekannte Klaviervirtuosin Clara Schumann auf ihrem Spaziergang zum Wasserfall gerastet haben. Ich sage bewusst „sollen“ und nicht „haben“. Zwar verband die beiden musikalischen Genies jahrzehntelang eine enge Freundschaft, doch nur von Clara Schumann ist belegt, dass sie, nach dem Tod ihres Mannes Robert, mehrere Jahre in Baden-Baden lebte, während Brahms seine Zelte bereits in Wien aufgeschlagen hatte.

Brahmsbrunnen beim Geroldsauer Wasserfall

Ich frage mich außerdem, weshalb der Brunnen nur den Namen Brahms trägt? Clara Schuman war zu Lebzeiten eine ebenso gefeierte Künstlerin wie der 14 Jahre jüngere Brahms. Zudem verweilte sie über ein Jahrzehnt in der Bäderstadt, die im 19. Jahrhundert zum Who’s Who der Schönen und Reichen avancierte. Aber offensichtlich hat sich die Gleichberechtigung bis heute nicht bis in das letzte Schwarzwaldtal durchgesetzt.

Wie dem auch sei, nicht nur die beiden Musiker suchten die Ruhe und Inspiration in der Nähe des reizvollen Wasserfalls, sondern auch viele pinselschwingenden Künstler fanden in der wildromantischen Kulisse ein lohnenswertes Motiv. Der berühmteste unter ihnen war zweifelsfrei der französische Maler Gustave Courbet, den es ab 1842 regelmäßig zum Kuren ins nahe gelegene Baden-Baden zog.

Der Weg ist das Ziel

Nach ungefähr drei Kilometern und zwei Stunden (inklusive ausgedehnter Vesperpause) habe ich wieder meinen Ausgangspunkt am Waldparkplatz erreicht. Zugegeben, der Geroldsauer Wasserfall gehört nicht zu den imposantesten Wasserfällen des Schwarzwalds. Als solcher ist er eher bescheiden, unaufgeregt. Allerdings lohnt die wilde Naturlandschaft, in die er eingebettet ist, den Rundweg auf jeden Fall. Und deshalb ist für mich in diesem Fall der sprichwörtliche Weg zum Wasserfall das Ziel. 

dicht belaubte Baumkrone

Gut zu wissen

Steckbrief Wasserfall-Rundweg

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