Blcik über die Weinberge des Reblands zur Ruine Yburg
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Yburg im Baden-Badener Rebland


Die wenigen verbliebenen Ruinen der hoch auf einem Bergkegel über dem Baden-Badener Rebland thronenden Yburg geben heute nur noch wenig von ihrer wechselvollen Geschichte preis. Trotzdem zählt die einstige Höhenburg zu den beliebtesten Ausflugszielen im Nordschwarzwald. Hierzu trägt, neben der urigen Burggaststätte, vor allem die sagenhafte Aussicht über den Schwarzwald bis in Rheintal bei.

Badischer Wein – von der Sonne verwöhnt

Nach dem erfrischenden Abstecher zum Geroldsauer Wasserfall zieht es mich jetzt in eine traumhaft schöne Hügellandschaft. Hier, im nördlichen Zipfel der Ortenau, erstreckt sich auf einer Fläche von 325 Hektar das Weindreieck Rebland mit den Ortschaften Varnhalt, Neuweier und Steinbach.

Blick vom Yberg ins Rebland bei Baden-Baden

Schon die Römer wussten den südlichen Vorgarten der späteren Kurstadt Baden-Baden für die Kultivierung des schmackhaften Rebensaftes zu nutzen. Dennoch kam es zur ersten offiziell bestätigten Erwähnung des Weinanbaus im Badischen Land erst um 1070, als die Nonnen des burgundischen Zisterzienserklosters von Beaune die roten Burgundertrauben in ihrem Reisegepäck mit sich führten.

Die dunklen Traubensorten machen mittlerweile beinahe die Hälfte der Anbaufläche in ganz Baden aus, weshalb das drittgrößte Weinanbaugebiet Deutschlands bereits zum Burgunderparadies gekürt wurde. Speziell in der Ortenau und dem Rebland geben allerdings immer noch die weißen Trauben unumstritten den Ton an. Eindeutig die Nase vorn hat dabei der König der deutschen Weißweine, der Riesling.

Blick in einen Weinberg

Dass der Badische Wein mit bis zu 1700 Stunden im Jahr von der Sonne überaus großzügig verwöhnt wird, bestätigt sich auch am heutigen Tag. Zusammen mit dem blauen Himmel, der nur von einem schmalen Wolkenband durchzogen wird, setzt die über und über mit Weinstöcken bedeckte Naturlandschaft die darüber thronende Ruine der Yburg perfekt in Szene.

Eine Giftpflanze als Pate der Yburg

Das Wahrzeichen des Reblands erhebt sich auf einem markanten Bergkegel vulkanischen Ursprungs namens Yberg. Der 520 Meter hohe Berg am nordwestlichen Rand des Schwarzwalds verdankt seinen ungewöhnlichen Namen einer eher gewöhnlichen Pflanzengattung, der Eibe. Im althochdeutschen Sprachgebrauch hieß das immergrüne Gewächs, das den Bergrücken über weite Teile bedeckte, nämlich iwe oder iwa.
Die älteste Baumart Europas wurde im Mittelalter bevorzugt zur Fertigung von Lanzen, Armbrüsten, Pfeilen und Langbögen verwendet. Die jahrhundertelange Übernutzung durch den Menschen ist einer der Gründe dafür, dass die Eibe heute deutschlandweit auf der Roten Liste der gefährdeten Arten geführt wird.

Ein Blick zurück ins Mittelalter

Lange Zeit galt auch der Fortbestand der Yburg als äußerst gefährdet, obwohl sie einst zu den strategischen Eckpunkten der Badener Markgrafschaft zählte.

Blick aus der Vogelperspektive auf die Ruine Yburg im Rebland
© Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Achim Mende

Viele historische Details der ellipsenförmigen Festung liegen bis heute im Dunkeln und werden wahrscheinlich auch in Zukunft nicht mehr gelüftet werden. Dennoch gilt als relativ gesichert, dass die Wurzeln der Höhenburg bis in das 12. Jahrhundert zurückreichen. Markgraf Hermann V. von Baden hatte im Jahr 1190 den Iberg mitsamt den Gemeinden Steinbach und Sinzheim vom deutschen Kaiser als Reichslehen übereignet bekommen.

Hermann V., Markgraf von Baden
© Badisches Landesmuseum Karlsruhe

Der neue Besitz wollte gut gesichert sein, weshalb schon kurze Zeit später eine eifrige Bautätigkeit auf dem Bergplateau zu verzeichnen war. Ein Bergfried im Westen, möglicherweise auch ein Wohnbau, sowie ein umlaufender Mauerring mussten vorerst genügen, um die Südwestflanke der Badischen Markgrafschaft zu sichern.

Während die eigentlichen Hausherren ihren wesentlich komfortableren Stammsitz auf der benachbarten Festung Hohenbaden beibehielten, übergaben sie die Yburg in die vertrauensvollen Hände der Familie Röder von Rödeck. Im Gegenzug verpflichteten sich die als Ministeriale eingesetzten Verwalter zur bedingungslosen Verteidigung der Besitztümer des Markgrafen.

Allerdings verfolgten die Ministeriale mitunter auch ihre eigene Interessen. Und diese waren nicht immer untadelig. So kam es, dass sich im Jahr 1333 der unfreie Ritter Röder mit dem mächtigen Bischof von Straßburg anlegte, und damit die erstmalige Zerstörung der Burganlage zu verantworten hatte. Auslöser war der Überfall, die Plünderung und Geiselnahme eines bischöflichen Trosses samt mitgeführter Waren. Anstelle der Zahlung des geforderten Lösegelds für die festgehaltenen Priester engagierte das Straßburger Kirchenoberhaupt einen schlagkräftigen Söldnertrupp. Ausgestattet mit dem Segen der Kirche, zogen die bischöflichen „Gesandten“ zur Yburg und hielten sich sowohl an dem habgierigen Raubritter als auch seinem Besitz schadlos.

Die turbulente Geschichte geht weiter

Dieser ministeriale Fehltritt veranlasste den Markgrafen, die wiederhergestellte Festung ab Mitte des 14. Jahrhunderts in die Hände eines Burgvogts zu übergeben. Da mit dieser Position auch zahlreiche Administrations- und Verwaltungsaufgaben verbunden waren, wurde die Anlage im Laufe der Zeit um einen weiteren Bergfried und Palas im Osten erweitert.

In den kommenden beiden Jahrhunderten sah die Yburg nicht nur zahlreiche Eigentümer kommen und gehen, sondern erlebte auch ihre zweite Zerstörung. Wie schon beim ersten Mal waren es keine außenpolitischen Feinde, die der Burg zusetzten. Vielmehr kamen die Angreifer aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Die über Jahrzehnte angestaute Wut der Bauern über die ausbeuterischen Frondienste, die Unterdrückung und häufigen herrschaftlichen Übergriffe hatte 1525 ihren Höhepunkt erreicht. Über das ganze Ländle verteilt, rottete sich die Bauernschaft zu improvisierten Heeren zusammen. Manchmal genügte schon ein winziger Funke, um das brodelnde Fass des einfachen Volkes zum Überlaufen zu bringen. Und so entlud sich der Zorn der Bauern, nach einem erneuten Überfall der Burgherren auf die Besitztümer des gemeinen Mannes, in einem Flammeninferno auf der Yburg.

Nachdem sich die innenpolitische Lage mit Waffengewalt seitens der Obrigkeit wieder stabilisiert hatte, sah sich die Markgrafschaft Baden alsbald mit einem hausinternen Konflikt konfrontiert. Durch Erbteilung spalteten sich das Adelsgeschlecht und seine Besitztümer in die Häuser Baden-Durlach und Baden-Baden auf. Als die Baden-Badener Linie 1588 ohne männliche Nachkommen blieb, kam die Seitenlinie Baden-Rodemachern zum Zug und somit in den Besitz der Yburg.

Mit dieser Nebenlinie gab der wohl liederlichste Herrscher unter den Badischen Markgrafen, Eduard Fortunat, sein kurzes, aber legendäres Stelldichein auf der Höhenburg.

Eduard Fortunat – der Lump unter den Badischen Markgrafen

Eduard Fortunat von Baden-Rodemachern (1565-1600) wird bis heute gerne als das schwarze Schaf des Badischen Markgrafengeschlechts bezeichnet. Dabei hatte er mit seiner Geburt am Hof in London und der mächtigen Königin Elisabeth I. als Taufpatin durchaus die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Adelslaufbahn. Möglicherweise verdankte er diesen Umständen seinen Geburtsnamen Fortunat (der Glückliche), dem er allerdings Zeit seines Lebens nie gerecht werden sollte.

Nach Eduards glücklichem Start ins Leben zogen schon recht bald dunkle Wolken auf. Das Leben am englischen Königshof hatte nämlich auch seine Schattenseiten. Es war ausgesprochen kostspielig. Zwar wurde der ausschweifende Lebensstil von Eduards Eltern, Christoph II. von Baden-Rodermachern und seiner Frau, der schwedischen Prinzessin Cäcilia Wasa, großzügig von deren royalem Elternhaus gesponsert, dennoch stand das jung vermählte Paar bald überall in der Kreide. Zeitweise wurde es, wegen Fluchtgefahr, sogar in Schuldhaft genommen, aus der sie nur die Bürgschaft von Elisabeth I. befreite. Als Eduard zehn Jahre alt war, starb sein Vater und hinterließ ihm nichts als Schulden und offensichtlich auch schlechte Gene.

Als neuer Markgraf trat Eduard nicht nur ziemlich schnell in die verschwendungssüchtigen Fußstapfen seines Vaters, sondern machte auch durch sein unmoralisches Verhalten von sich reden. Seine Frau, Maria van Eichen, konnte ein Lied davon singen. Zuerst versuchte sich Eduard einer Ehe mit der aus niederem Adel stammenden Brüsselerin durch ein übles Täuschungsmanövers zu entziehen. Er bezahlte einen Soldaten dafür, sich als Priester zu verkleiden, um eine Scheintrauung vorzunehmen. Allerdings kam Maria dem Unhold rechtzeitig auf die Schliche. Erst nach zwei weiteren Anläufen gelang es ihr, eine standesgemäße Hochzeit im Neuen Schloss zu Baden-Baden durchzusetzen. Doch sie sollte wenig Freude an ihrem mutmaßlich schönsten Tag des Lebens haben, denn der Göttergatte erschien in Pantoffeln und schlamperten Aufzug.

Vom erfolglosen Alchemisten zum Meuchelmörder

Eduard Fortunat, Markgraf von Baden-Rodermachern
Bildnis Eduard Fortunat, Markgraf von Baden, Lithografie um 1820; © Badisches Landesmuseum Karlsruhe

Mit dem vermeintlichen Heiratsbetrug hatten die frevlerischen Taten Eduards noch längst nicht ihren Höhepunkt erreicht. Um die leere Haushaltskasse aufzubessern, heuerte er zwei italienische Pseudo-Alchemisten an und richtete im Kellergewölbe der Yburg ein Opus-Magnum-Labor ein. Mithilfe schwarzer Magie, zweifelhaften Ingredienzien und teurer Gerätschaften hoffte der Markgraf (mittlerweile derjenigen von Baden-Baden) den Stein des Weisen zu finden. Doch das Projekt, unedle Metalle in Gold zu verwandeln, scheiterte kläglich. Also griff Eduard zunächst auf Plan B, eine Falschmünzerwerkstatt, und später auf Plan C, die Wegelagerei, zurück.

Da die alternativen Betätigungsfelder ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg brachten, kannten die kriminellen Aktivitäten Eduards keine Skrupel mehr. Es gab nur noch einen Ausweg, um sich von dem angewachsenen Schuldenberg zu befreien. Er beauftragte die beiden italienischen Handlanger, seinen Vetter, den Markgrafen von Baden-Durchlach, aus dem Weg zu räumen. Da dieser kinderlos geblieben war, erhoffte sich Eduard neben der Übernahme der benachbarten Ländereien zusätzlich eine einträgliche Erbschaft.

Doch der Giftanschlag wurde vereitelt und die Attentäter solange gefoltert, bis sie den Drahtzieher des Meuchelmords preisgaben. Während die Italiener gevierteilt wurden, besetzte Ernst Friedrich von Baden-Durlach kurzerhand die Markgrafschaft Baden-Baden. Eduard Fortunat gelang es noch rechtzeitig, von der Yburg auf die Höhenburg Kastellaun zu fliehen. Vier Jahre später, mit nur 35 Jahren, verstarb der ruchlose Zeitgenosse unerwartet beim Sturz von einer Treppe. Sturzbetrunken. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Sehnsuchtsziel Yburg

Unter der Verwaltung der neune Besitzer, der Markgrafen von Baden-Durlach, erhielt die Yburg zwischen den Jahren 1617 und 1622 eine Rundumerneuerung. Der 30-jährige Krieg stand vor der Tür, man wollte gerüstet sein. Der Torzwinger entstand, und der östliche Bergfried wurde nach der letzten Zerstörung im Bauernaufstand endlich wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. So überstand die Yburg den 30-Jährigen Krieg, ohne Schaden zu nehmen.

Yburg
Illustration von Wolfgang Peter nach einer Baustudie von Karl Schwab, Steinbach

40 Jahre nach Ende des Religionskrieges geriet sie allerdings zwischen die Fronten im Pfälzischen Erbfolgekrieg. Dieses Mal fand das Schicksal der Markgrafenburg kein gutes Ende. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. ließ die Burg, wie viele andere linksrheinischen Befestigungen ebenfalls, plündern und radikal schleifen. Danach war sie nur noch als Steinbruch zu gebrauchen.

Dank der Zeit der Burgenromantik im 19. Jahrhundert erlebte die Yburg eine Renaissance. Vor allem Kurgäste aus Baden-Baden strömten hinauf zu den Ruinen, denen die Natur zu einer Dornröschenkulisse verholfen hatte.

Stich Ruine Yburg
© Generallandesarchiv Karlsruhe

Um das touristische Potenzial voll und ganz auszuschöpfen, baute man 1892 auf den Grundmauern des ehemaligen Wohntraktes im Westen eine Ausflugsgaststätte im Jagdhausstil. Das urige Gebäude, das heute unter Denkmalschutz steht, erfreut sich mit seiner grandiosen Aussichtsterrasse nach wie vor großer Beliebtheit.

Die Yburg im Überblick

Die Ruinen der einst trutzigen Yburg sind schnell erkundet. Außer dem Torzwinger und dem westlichen Bergfried stehen nur noch wenige Mauerreste. Trotzdem lässt sich noch gut, die für die damalige Zeit beachtliche Dimension und damit strategische Bedeutung der Anlage von 150 Metern Länge und 32 Metern Breite, erkennen.

Plan Yburg

1. Torzwinger

Zwei Tore musste der Feind ab dem 17. Jahrhundert überwinden, wollte er in das Herz der Yburg vordringen. Dann erhielt nämlich das Spitzbogentor Verstärkung durch ein Rundbogentor, wodurch ein Zwinger entstand. Von der massiven, hoch aufgeschossenen Ringmauer aus konnten die Angreifer in dem schmalen Torweg bestens auf Korn genommen werden.

2. Burghof und Ringmauer

Die knapp anderthalb Meter dicke Ringmauer umschließt das gesamte Felsplateau. Eine Eroberung oder gar Stürmung der Festung über das bewaldete Gelände war damit so gut wie ausgeschlossen. Außerdem besaß der Mauerring einen schmalen Wehrgang, der den Verteidigern erlaubte, im Schutze der Zinnen ihre Armbrüste, Arkebusen oder später Vorderlader abzufeuern.

Ringmauer mit Wehrgang

Da die beiden letzten Zufluchtsstätten der Burgbewohner, der westliche und östliche Bergfried, am jeweils entgegengesetzten Ende der Bergnase platziert wurden, entstand dazwischen ein riesiger Burghof. Wo einst die Soldaten des Markgrafen exerzierten, tummeln sich heute bunt bemalte Kühe, Froschkönige oder geheimnisvolle Drachen.

3. Östlicher Bergfried

Erst im Zuge des Ausbaus der Burganlage während des 14. Jahrhunderts entstand der zweite Wach- und Wehrturm auf dem Yberg. Ganz am östlichen Zipfel platziert, war er nicht nur der jüngere, sondern vermutlich auch der größere der beiden Bergfriede. Geholfen hat ihm beides nicht, denn nur eine einzige, hoch aufschießende Eckmauer konnte bis heute den Widrigkeiten der Zeit und Natur trotzen. Gleich dreimal schlug der Blitz so heftig ein, dass das Mauerwerk gespalten und die Gesteinsbrocken weggesprengt wurden. An einen Wiederaufbau war nicht mehr zu denken.

4. Östlicher Palas

Unmittelbar an den östlichen Bergfried schloss sich ein zweiter, mehrstöckiger Wohnbereich an. Leider sind auch von ihm nur noch Teile der Außenwand erhalten. Die in das Mauerwerk eingelassenen Konsolen lassen erahnen, wo einst die Tragbalken für das Obergeschoss aufsetzten.

5. Westlicher Bergfried

Der romanische Wehrturm aus dem 12. Jahrhundert stammt aus der ersten Bauphase der Befestigung des Ybergs. Er gehörte damit zum ältesten Teil der Anlage. Der 20 Meter hohe Wachturm aus vulkanischen Porphyrquadern galt früher zugleich als letzter Rückzugsort des Burgherrn, sollte die Festung vom Gegner eingenommen werden. Aus diesem Grund war der einzige Zugang zum Turm auf neun Meter Höhe und nur über eine Außentreppe zu erreichen.

Der heutige Eingang existiert seit Ende des 19. Jahrhunderts, als die ersten punktuellen Konsolidierungs- und Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt wurden. Von ihm aus führen 112 (!) Stufen einer beeindruckenden Holztreppenkonstruktion im Innern bis zur Aussichtsplattform. Doch der schweißtreibende Aufstieg ist jede Mühe wert. Der Rundumblick auf den Schwarzwald und über die Rheinebene bis zu den Vogesen ist einmalig.


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