traditionelles saechsisches Zimmer im Museum der Traditionen in Zeiden / Codlea
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Zeiden / Codlea – Museum der Traditionen


Die Wurzeln der heutigen Stadt Codlea reichen auf die siebenbürgisch-sächsische Ortschaft Zeiden zurück, die im ausgehenden Mittelalter eine bedeutende Stellung im Burzenland einnahm. Mit einer abwechslungsreich und gut bestückten Ausstellung führt das noch junge und ambitionierte Museum der Traditionen den Besucher durch die turbulente 800-jährige Stadtgeschichte.

Seit 2016 lockt die 20.000 Einwohner-Stadt Codlea (dt. Zeiden) im Nordwesten des Burzenlands mit einem für die Region einzigartigen, stadtgeschichtlichen Museum.
Untergebracht im stilvollen Ambiente des kürzlich restaurierten, ehemaligen Rathauses aus dem Jahre 1829, ist das Museum der Traditionen (rum. Muzeul Tradiţiilor Codlene şi al Administraţiei Publice Locale) Teil eines Projektes zur Stadtentwicklung und Modernisierung des historischen Zentrums. Das Gebäude, das zugleich als überdachter Zugang zur Kirchenburg dient, beherbergt auf drei Stockwerke verteilt, einen informativ und ansprechend präsentierten, historischen Querschnitt des multikulturellen Gemeinschaftslebens der Gemeinde.

Das Zeidner Museum der Traditionen – ein Streifzug durch eine multikulturelle Geschichte

Dank zahlreicher Schenkungen aus den Reihen aller am Fuße des Zeidner Bergs vertretenen ethnischen Gruppen, gelang es in kürzester Zeit die Dauerausstellung mit Inhalt und Leben zu füllen. Dass der Großteil der Ausstellungsstücke das sächsische Wirken in Zeiden wiederspiegelt, versteht sich aus dem historischen Kontext von selbst. Doch auch die Rumänen, Ungarn und Roma haben einen wertvollen Beitrag zum Erfolg des Museums geleistet.

Außerhalb der quirligen Sommermonate, herrscht wenig Betrieb im Museum. Deshalb komme ich am heutigen Tag in den Genuss einer maßgeschneiderten Individual-Führung durch die rege Museumkuratorin Nelida Ilea. Kompetent und auskunftsfreudig führt sie mich durch die, mit viel Sorgfalt, eingerichteten Ausstellungsräume. Diese haben längst noch nicht ihr finales Aussehen erhalten, da immer wieder neue Schenkungen, überwiegend von ausgewanderten Zeidnern eintreffen, denen das Museum eine Herzensangelegenheit ist.

Ausstellungsraum im Museum der Traditionen in Zeiden / Codlea

Frau Ilea erklärt mir, dass sie aktuell dabei ist, die Beschriftungen der ausgestellten Objekte dreisprachig (rumänisch, deutsch und englisch) zu gestalten, um dem Anspruch eines internationalen Publikums besser gerecht zu werden. Immerhin verzeichnete das Museum seit Eröffnung bereits 20.000 Besucher aus aller Welt. Eine Bilanz, auf die sowohl die Initiatoren aus den Reihen der Zeidner Sachsen, als auch die rumänische Stadtverwaltung enorm stolz sind.

Ich finde es erfreulich zu hören, dass in Codlea ein derart aktives, konstruktives und von gegenseitigem Respekt geprägtes Miteinander, insbesondere zwischen der deutschen und rumänischen Volksgruppe, funktioniert. Neben dem Museum ist die deutschsprachige Schule ein weiterer Beleg dafür.
Vielerorts in Siebenbürgen sucht man vergeblich nach einem reziproken kulturellen Verständnis. Die unterschiedlichen Ethnien bleiben bevorzugt unter sich. Lieber kapselt man sich ab und bewegt sich nur innerhalb seiner eigenen Komfortzone. Denn um die zwischen Rumänen, Deutschen, Ungarn und Roma herrschende Kluft zu überwinden, müsste man sich für seine Mitmenschen interessieren. Das wiederum setzt sowohl Toleranz als auch ein Aufeinanderzugehen voraus.

Die Schatzkammer Zeidens

Im Obergeschoss befindet sich die sogenannte „Schatzkammer“ des Museums mit einer Kopie der ersten urkundlichen Erwähnung Zeidens als Villa Cidinis aus dem Jahre 1377.

Daneben ergänzen diverse religiöse Kultgegenstände aus Burzenländer Goldschmiedewerkstätten des 16. und 17. Jahrhunderts die Sammlung siebenbürgisch-sächsischer Kostbarkeiten.

Fester Bestandteil der Dauerausstellung ist ebenfalls die Hommage an den rumänischen Maler Aurel Bordenache (1902-1987). Der ursprünglich aus der Region Moldau stammende künstlerische Tausendsassa ließ sich der Gesundheit seiner Frau zuliebe ab 1942 in Codlea nieder. Seinen Lebensunterhalt verdiente Bordenache in erster Linie als Porträtmaler, unter anderem auch für das rumänische Königshaus. Daneben erreichte er als Graphiker, Buchillustrator und Kupferstecher für Briefmarken einen beachtlichen Bekanntheitsgrad. Zeitlebens galt seine Liebe allerdings der Ölmalerei, an der die Einflüsse der französischen Malschule aus seiner Studienzeit in Paris, deutlich zu erkennen sind.

Aquarell von Aurel Bordenache

Außerdem hat die Museumsleitung einen weiteren Raum mit sowohl einem sächsischen, einem rumänischen als auch einem ungarischen Trachtenpaar eingerichtet. Auf Wunsch kann das folkloristisch-historische Ambiente für standesamtliche Trauungen genutzt werden.

Ein siebenbürgisch-sächsischer Flugpionier

Im Erdgeschoss erinnert zunächst eine fotografische Retrospektive an Albert Ziegler, den ersten siebenbürgisch-sächsischen Piloten und Flugzeugkonstrukteur.

Schon als Junge war der 1888 in der Langgasse in Zeiden geborene Bauernsohn vom Fliegen fasziniert. Unvergessen blieben seine ersten kindlichen Flugversuche vom Dach der elterlichen Scheune. Gerne griff er dabei auf häusliches Inventar in Form von Regenschirmen oder an seine Arme festgebundene Hanklichbretter zurück. Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Schlosserlehre in Kronstadt, zog es den Visionär recht bald in die großen Städte Europas.
Wissbegierig erweiterte er in diversen Flugwerken seine theoretischen und praktischen Kenntnisse rund um die Fliegerei, bevor er in Berlin mit einem ungewöhnlichen Praktikumsprojekt aufhorchen ließ. Ziegler entwarf einen Eindecker, den er mit pfeilförmig angeordneten Tragflächen bestückte, wodurch das Flugzeug einfacher steuerbar war.

Mit tatkräftiger finanzieller Unterstützung seiner Heimatgemeinde, kaufte sich der ambitionierte Jungpionier einen Etrich-Eindecker, um diesen nach seinen Vorstellungen weiterzuentwickeln. Hierzu kehrte er 1912 nach Zeiden zurück, wo er auch den Pilotenschein machte.


Am 19. Oktober 1913 präsentierte Ziegler der Öffentlichkeit sein mit einem 120-PS-Motor ausgestattetes Fluggerät während eines 12 Minuten-Fluges von Weidenbach über Zeiden. Nach der erfolgreichen Premiere hob er am selben Tag noch einmal ab, um auf einem weiteren Flug über Kronstadt, den Zeidner Berg und das Burzenland mit 3000 Meter einen neuen Höhenrekord aufzustellen.

Albert Ziegler unternahm in den darauffolgenden Monaten unzählige Schau- und Passagierflüge über Siebenbürgen, um damit in seiner Schäßburger Werkstatt die Konstruktion eines eigenen, leistungsfähigen und gut manövrierbaren Flugapparates zu finanzieren. 

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges bedeutete das Ende für Zieglers Lebenstraum und Pioniergeist. Seine Erfahrung verhalf ihm allerdings bei den Lloyd-Flugzeugwerken der k. und k. Monarchie zu einem schnellen Aufstieg als Chefpilot und Fluginstruktor. Nach Kriegsende kehrte Ziegler nicht mehr in seine Heimat zurück.

Die sächsische Gute Stube

Nach dem Ausflug in die Welt des siebenbürgisch-sächsischen Höhenfliegers, erhält der Museumsbesucher in den beiden sich anschließenden Räumen einen authentische Einblick in die sächsische als auch in die rumänische Wohnkultur des 19. bzw. 20. Jahrhunderts. Beide Musterzimmer stellen ein Spiegelbild des ganz und gar praktisch-orientierten, häuslichen Lebens dar. Das Inventar beschränkt sich in beiden Haushalten auf das notwendige Minimum.

So gehören zum Original-Mobiliar der ausgestellten traditionellen sächsischen Stube neben einem klassischen hohen Bett, einem platzsparenden Rumpftisch mit Brettstühlen, einer riesigen Truhe und einer Waschgelegenheit, lediglich ein Büffetschrank. Dennoch befinden wir uns in einer wohlhabenden Stube. Die Möbel sind mit floralen Motiven bemalt und in der Wäschetruhe türmen sich handgestickte Tischdecken, Kissenbezüge, Überwürfe und die obligatorischen Wandschoner. Letztere waren die Zierde jedes Haushalts.

Dabei spielte es keine Rolle, ob das Wandtuch einen christlichen Segensspruch, eine banale Lebensweisheit oder eine patriotisches Motto zum Besten gab.

Und noch ein wichtiges Detail ist im Ausstellungsraum zu finden.

Was den Indianern ihre Rauchzeichen, den afrikanischen Volksstämmen ihre Buschtrommeln oder den Ägyptern die Brieftaube, war den Siebenbürger Sachsen ihr Nachbarschaftszeichen. Bei außergewöhnlichen Ereignissen oder dringenden Terminen wurde das geschnitzte und meist mit dem Gemeindewappen und der Nachbarschaftsnummer verzierte Holztäfelchen zusammen mit einer mündlichen Nachricht oder einer knappen schriftlichen Notiz von Haus zu Haus weitergegeben.

Zeidner Nachbarschaftszeichen

So ging man sicher, dass jede Familie über eine Nachbarschaftszusammenkunft, eine Beerdigung oder eine vom Nachbarschaftsvater angeordnete gemeinschaftliche Hilfelistung informiert war. Da es auch zum Überbingen von schlechten Nachrichten diente, dürfte es nie ins Haus gebracht, sondern musste am Hoftor übergeben werden. Selbst das Telefon vermochte lange Zeit das siebenbürgisch-sächsische Kommunikationsmittel der Wahl nicht zu ersetzen. In Zeiden war es bis 1989 in Gebrauch. Erst der Massenexodus machte es überflüssig.

Zu Gast im rumänischen Wohnzimmer

Ein traditionelles rumänisches Haus bestand in der Regel aus zwei Zimmern mit einer vorgelagerten Veranda. Im Vorraum befand sich mit der Küche der Alltagsraum der Familien, während die Stube meist nur zum Schlafen oder repräsentativen Zwecken vorbehalten war. Auch bei den Rumänen dominierte der funktionale Aspekt der Einrichtung. Und wie bei den Siebenbürger Sachsen kam den farbenfrohen, selbst angefertigten Textilien ein enormer Stellenwert zu. Nicht nur dass die Webarbeiten dem Fleiß der Hausfrau ein lobenswertes Zeugnis ausstellten, sondern sie waren häufig ein unerlässlicher Nebenerwerb.

In der rumänischen Bevölkerung ist der christlich-orthodoxe Glaube fest verankert. Deshalb darf auch eine Ikonenecke mit Kerze, ähnlich dem Herrgottswinkel in katholischen Bauernstuben, oder zumindest ein mit einem kleinen Webteppich eingerahmtes Ikonenbild des Erlösers in keinem rumänischen Haushalt fehlen.

Die Anfänge von Zeiden

Mit dem Abstieg ins Untergeschoss ist ein Rückblick auf 800 Jahre Zeidner Stadtentwicklung verbunden.

Ausstellungsraum im UG des Museums der Traditionen in Zeiden / Codlea

Ein Modell der Schwarzburg erinnert an die zeitgleiche Gründung des Ortes durch den Deutschen Ritterorden zwischen den Jahren 1211 bis 1225. Die Festung liegt ungefähr zwei Kilometer südlich und 300 Meter unterhalb des 1294 Meter hohen Zeidner Berggipfels (Măgura Codlea). Sie war eine der fünf Burgen, die der Orden im Burzenland zur Sicherung der Ostgrenze des ungarischen Königreiches, erbauen ließ. Neben ihrer Funktion als Fluchtburg, diente die trutzige Anlage zur Sicherung und Überwachung des damaligen Sachsenwegs, der bedeutendsten Handelsroute zwischen dem Burzenland und der Hermannstädter Provinz. Während die nach einer Feuersbrunst zur Zeit des Tatarensturm 1345  bis auf die Grundfesten niedergebrannte Schwarzburg nicht wieder aufgebaut wurde, erlebte die Gemeinde zu Füßen der prägnanten Bergkulisse ihre erste Blüte.

Modell der Schwarzburg auf dem Zeidner Berg

Das typische Straßendorf gewann zunehmend an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung bis hin zum Privileg der Blutgerichtsbarkeit. Erst mit dem Aussterben des Zeidner Gräfengeschlechts im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts witterte das nur 15 Kilometer entfernte Kronstadt die Chance, sich die Vormachtstellung im Burzenland endgültig zu sichern.

Danach kamen schwere Zeiten auf Zeiden zu. Es verging kein Jahrzehnt, in dem der Ort nicht von einem verhängnisvollen Schicksalsschlag heimgesucht wurde. Osmanen, Tataren, Türken und der berüchtigte Mihai Viteazul machten den wohlhabenden Landstrich zur bevorzugten Zielscheibe ihrer Raubzüge. Der Marktflecken wurde angegriffen, geplündert, zerstört und ihre Einwohner verschleppt. Dazu richteten, mehr als einmal, kleinere und größere Brände, teils selbst-, teils fremdverschuldet, einen immensen Schaden an. Doch in einem bewundernswerten gemeinschaftlichen Kraftakt rappelte sich Zeiden, wie übrigens auch seine Nachbargemeinden Weidenbach und Wolkendorf, die dasselbe Schicksal teilten, immer wieder auf.

Eine schwer gebeutelte Stadt

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war das Fürstentum Siebenbürgen, als Teil des ungarischen Königreichs, ein wirtschaftlich potenter Spielball zwischen Osmanen und Habsburgern. Diese unsichere politische Bäumchen-Wechsel-Dich-Lage nutzte der Fürst Gabriel Báthory aus, um seine eigenen machthungrigen Interessen zu verfolgen. Nachdem er 1610 durch eine List Hermannstadt an sich gerissen hatte, sollte als nächstes das Burzenland unterworfen werden. Doch Kronstadt bot dem bekennenden Sachsenhasser die Stirn. Also stillte Báthory seinen Blutdurst an den umliegenden Städten.

Zeiden war vorgewarnt. Bereits 1611 zerstörte der Siebenbürger Fürst die Ortschaft, während sich die Einwohner hinter den dicken Mauern der Kirchenburg in Sicherheit gebracht hatten. Doch schon ein Jahr später kehrte Báthory zurück. Aus Dankbarkeit für die tapfere Unterstützung im Kampf gegen den Fürsten stellten die Kronstädter ihren Nachbarn knapp drei Dutzend gut ausgerüstete Soldaten zur Verteidigung der Kirchenburg an die Seite.

Zwei Tage lang nahm Báthory die Zeidner Kirchenburg erfolglos unter Beschuss. Dann platzte ihm der Geduldsfaden. Er wusste dass die Sachsen für den Ernstfall gut gerüstet waren und er mit einer Belagerung nur unnötig seine Ressourcen und Zeit verschwenden würde. Also unterbreitete er den gutgläubigen Dörflern ein Friedensangebot. Sollten sie sich kampflos ergeben, versprach er die Einwohner zu verschonen und den Kronstädter Soldaten freien Abzug. Die gutgläubigen Zeidner fielen auf den perfiden Plan des Fürsten herein. Nach der Kapitulation ließ er viele Bewohner verschleppen, die Kronstädter hinterrücks ermorden und ließ seine Truppen in der Kirchenburg zur Überwachung zurück.

Die Wut und Schmach der Zeidner saß tief. Insbesondere, da sie das Leben ihrer zu Hilfe geeilten Nachbarn dem skrupellosen Báthory auf dem Silbertablett serviert hatten. Ein Plan musste her. Mit Waffen war der Feind nicht zu besiegen, also musste er mit anderen Mitteln geschlagen werden.

Eine List schlägt die andere

Der Zeidner Thomas Göbbel hatte die zündende Idee. Ganz nach dem Motto

Ein Trinkgefäß, sobald es leer,
Macht keine rechte Freude mehr.

(Wilhelm Busch)

schlich er sich eines Abends mit zwei Kannen Rotwein am Burgtor vorbei. Natürlich blieb er von den Wachen nicht unbemerkt, die den Wein sofort beschlagnahmten. Aufgebracht machte sich Göbbel davon, um wenig später mit zwei neuen Kannen auf der Bildfläche zu erscheinen. Die Soldaten hielten sich erneut an dem unerwarteten Nachschub schadlos, ohne zu ahnen, dass der Wein dieses Mal mit einem starken Schlafmittel versetzt war. Nun war es für die Dorfbewohner ein leichtes, ihre Kirchenburg zurück zu erobern und die Truppen Báthorys zu verjagen.

Thomas Göbbel wurde als Held von Zeiden gefeiert, und er sowie seine Nachfahren vom König zeitlebens von jeglichen Steuerzahlungen befreit.

Aus Zeiden wird Codlea

Die Ausstellung macht einen Sprung ins 19. Jahrhundert.
Außenpolitisch war Ruhe eingekehrt und die Wirtschaft nahm Fahrt auf. Häuser aus Stein und Ziegeln prägten das neue Straßenbild der Stadt, die mittlerweile 2445 Sachsen zählte.
Mächtigen ökonomischen Rückenwind lieferte der Zeidner Spar- und Vorschußverein. Investitionen mussten nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden, sodass kleine und mittelständische Unternehmen, darunter Mühlen, Holz-, Möbel-, Werkzeug und Farbenfabriken Fuß fassten. Ein Novum stellten auch die ersten installierten Treibhäuser dar, die Zeiden bald den Namen „Blumenstadt“ einbrachten. Die Einführung der Elektrizität 1903, und die Anbindung ans Schienennetz, fünf Jahre später, leisten dem neuen Wohlstand und der Industrialisierung weiteren Vorschub.

Aber auch das Vergnügen kam nicht zu kurz. Ein schlichter weißer Stein erinnert im Museum an die Eröffnung des nach wie vor beliebten Waldbads.1904 entstand die aus der natürlichen Quelle des Goldbachs gespeiste Sport- und Freizeitstätte inklusive Umkleidekabinen und einer kleinen Gaststätte auf Initiative des Zeidner Verschönerungsvereins. Allerdings muss(te) man ganz schön abgehärtet sein, um das konstant 18˚ Celsius kalte Quellwasser für mehr als nur ein paar erfrischende Schwimmzüge zu nutzen. Doch offensichtlich waren die Zeidner keine Warmduscher, denn schon in den 1930er Jahren bauten sie  mit freiwilliger Unterstützung der Nachbarschaften das Becken auf Olympia-taugliche 50 Meter Länge aus.

Nach dem II. Weltkrieg, verbunden mit der Enteignung der Siebenbürger Sachsen, wurde seitens der kommunistischen Führung die Industrialisierung weiter voran getrieben. Großbetriebe wie die Chemiefabrik „Colorom“, der Möbelhersteller „Măgura“ und allen voran die Treibhaus-Gärtnerei „Sere Codlea“ sorgten für Vollbeschäftigung. Der Umsturz 1989 bedeutete zeitgleich das Ende der staatseigenen Betriebe. Geblieben sind meist nicht mehr als verlassene, verrostete Stahlgerippe und etwa 450 Sachsen.

Nach diesem leicht melancholischen Abschluss des Museumsrundgangs benötige ich erst einmal eine starke Tasse Kaffee, bevor ich mich der Kirchenburg und damit Teil 2 meines historischen Codlea-Ausflugs widme.


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