Valkenburg – die einzige Höhenburg der Niederlande
Höhenburg Valkenburg wieder geöffnet!
Süd-Limburg war aufgrund seiner geographischen Lage schon immer ein heiß begehrtes Pflaster. Es besaß fruchtbare Böden, einen schiffbaren Fluss (Maas), natürliche Ressourcen, und, im Gegensatz zu den nördlichen Gebieten, lag es über dem Meeresspiegel. Das Land musste also nicht ständig trockengelegt bzw. -gepumpt werden.
Summa summarum, ein attraktiver Landstrich und deshalb auch strategisch von großer Bedeutung. Also ist es wenig verwunderlich, dass in der Grenzregion vor einem knappen Jahrtausend mit der Valkenburg die erste und einzige Höhenburg der Niederlanden entstand.
Höhe ist relativ
Die Höhenburg Valkenburg kann auf eine wechselvolle Geschichte zurück blicken. Ab dem Zeitpunkt ihrer Errichtung um das Jahr 1050, stand sie permanent im Brennpunkt des Geschehens. Sie sah Herzöge, Grafen, Edelmänner und Raubritter aus den unterschiedlichsten adligen Geschlechtern kommen und gehen. Mindestens ein halbes Dutzend Mal wurde sie belagert, geplündert, erobert, zerstört und wieder aufgebaut.
Erst die vorsätzliche Sprengung der Festungsanlage im Jahre 1672 besiegelte ihr Schicksal. Wilhelm III. von Oranien, Statthalter der Niederlanden und damaliger Burgherr, befand sich im Dauerclinch mit Louis XIV. Als sich die Truppen des französischen Sonnenkönigs Valkenburg näherten, gab der Burgbesitzer selbst den Auftrag, sein Besitztum mit dem vorhandenen Schießpulvervorrat in die Luft zu jagen. Er wollte unbedingt vermeiden, dass sich die Franzosen auf der Burg häuslich einrichteten.
So hauchte die einzige Höhenburg der Niederlanden ihr Leben aus. Der Heunsberg, auf dem sie thront, ist zwar gerade einmal 145 Meter hoch, doch für niederländische Verhältnisse ist das schon Guinness-Buch verdächtig.
Die Höhenburg Valkenburg einst und …
Die Valkenburg veränderte im Laufe ihrer 600 jährigen Geschichte mehrmals ihre Größe und Gestalt. In ihrer Entstehungsphase bestand sie aus nur einem mächtigen Bergfried. Im Laufe der Jahrhunderte wurden, je nach Erfordernis und Zeitgeschmack, weitere Wohn- und Wachtürme, eine 15 Meter hohe Festungsmauer, eine Kapelle, eine Zugbrücke, zwei Brunnen, ein Verlies, Pferdeställe, und nicht zu vergessen, die unterirdischen Flucht- und Schleuserwege hinzugefügt. Selbstverständlich durften auch ein Rittersaal, eine Küche, eine Schmiede, eine Bäckerei und Fleischerei, ein Bierkeller sowie eine Rüstungskammer nicht fehlen. Alles, was eine gute und bequeme Festung ausmachte, war vorhanden.
Die Zeichnung aus der Fluweelengrotte lässt erahnen, wie prächtig die Festungsstadt einst aussah. Stolz und erhaben präsentiert sich hier die Valkenburg, mehr Schloss als Bollwerk, kurz vor der Zerstörung im Jahre 1672. Kein Wunder, dass Sie ein beliebtes Angriffsziel war.
Wer wäre hier nicht gerne Burgherr gewesen?
… und die Valkenburg heute
Leider sieht es auf dem Heunsberg heute ganz anders aus. Die glanzvolle Burgfeste ist verschwunden, zurück geblieben eine konsolidierte Ruinenanlage.
Auf dem ausgeschilderten Rundgang bekomme ich zahlreiche Mauer- und Gebäudereste zu sehen. Neben den Turmstümpfen des zehn- und des sechszehneckigen Turms, dem nur von oben zugänglichen Kerker, und dem südlichen Seitenflügel ist auch der Artillerieraum erhalten geblieben. Mit viel Phantasie setze ich vor meinem geistigen Auge die Kapelle wieder instand und durchschreite majestätisch den prächtigen Rittersaal mit einer Grundfläche von 360 Quadratmetern und einer Höhe von knapp sechs Metern.
Nichtsdestotrotz sind die Dimensionen der einstigen Festung wie auch die Aussicht von der Valkenburg auf das Umland überaus beeindruckend. Ansonsten gibt es leider nur viel Ruine und wenig Burg.
An diesem Zustand wird sich auch nichts ändern. Allein der Aufwand, um die notwendigen Sicherheitsstandards zu erfüllen, ist durch das witterungsanfällige weiche Mergelgestein sehr hoch. Wenn man bedenkt, dass ein Quadratmeter Mergel etwa 950 € kosten, ist nachvollziehbar, dass die Instandhaltungsarbeiten für die eigens zu diesem Zweck gegründete Stiftung „Kasteel van Valkenburg“ nahezu unbezahlbar sind.
Ich hoffe auf jeden Fall, dass die Wetterfahne mit dem Heiligen Georg im Kampf gegen den Drachen noch lange über der Valkenburg wehen wird.
Gut zu wissen
Adresse
Kasteelruïne
Daalhemerweg 27
NL- 6301 BJ Valkenburg a/d Geul
https://www.kasteelvalkenburg.nl/de//
Besichtigung!
Die Ruine kann unabhängig von der Fluweelengrotte ohne Führung besichtigt werden. Um die Corona-Abstands-Auflagen einhalten zu können, müssen die Eintrittskarten unter Angabe des gewünschten Besuchsdatums und Zeitfensters vorab auf der Website gebucht werden.